Deutschland, ein Lobbymärchen

Kurt Stenger über die engere Zusammenarbeit Staat - Autoindustrie

Dass immer mal wieder Leute aus der Wirtschaft bei Ministerien angestellt werden und dort an Gesetzen mitarbeiten, die dann natürlich sehr unternehmensfreudig ausfallen, ist hinlänglich bekannt. Das gilt auch für den Fakt, dass die komplexen Verträge über gemeinsame öffentlich-private Projekte oft den Staat übervorteilen. Doch im Fall der kriselnden Autoindustrie wird der Lobbyismus nun auf eine neue Stufe gehoben und quasi institutionalisiert: Gemeinsame Arbeitsgruppen von Regierung und Unternehmen sollen künftige Fördermaßnahmen festlegen.

Natürlich ist es richtig, wenn der Staat angesichts des tiefen Strukturwandels in der mächtigen Industriesparte lenkend eingreift. Allerdings müsste es um klare Vorgaben gehen, etwa eine Deadline für Neuwagen mit Benzin- und Dieselmotoren. Die Umstellung auf reine E-Antriebe bei Autos und bei Lkw auch auf Brennstoffzellen, zudem der ÖPNV-Ausbau oder die Verlagerung von Gütertransport auf die Schiene sollten mit Fördermaßnahmen vorangetrieben werden. Lässt man die Industrievertreter - und nur diese - mitplanen, wird dies dagegen auf eine Verzögerung hinauslaufen. Es wäre die Einladung der Konzerne in einen staatlichen Selbstbedienungsladen. So wird Deutschland noch mehr zu einem Lobbymärchen.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal