Die visuelle Kraft

Einige kennen Maria Schrader als Lenora Rauch in den Amazon-Serien »Deutschland 83« und »Deutschland 86«: die ehemalige Führungsoffizierin der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Auch in der demnächst beginnenden dritten Staffel »Deutschland 89« wird sie die Kommunistin Rauch spielen.

Früher war Schrader aber eher für die Rollen der Jüdinnen Lena Katz in »Meschugge« (1998) und Felice Schragenheim in »Aimee & Jaguar« (1999) bekannt. Für die letztere Darstellung gewann sie bei der Berlinale 1999 den Silbernen Bären.

Nun wurde die bald 55-jährige Hannoveranerin für die Regie der deutschen Miniserie »Unorthodox« mit dem Emmy, dem wichtigsten US-amerikanischen Fernsehpreis, ausgezeichnet. So ist Maria Schrader die erste Deutsche, die diesen Preis gewinnt.

In der vierteiligen Serie »Unorthodox«, die ab März bei Netflix läuft, geht es um eine ultraorthodoxe Jüdin, die aus ihrer Gemeinde in New York nach Berlin flieht. Die Geschichte basiert auf dem gleichnamigen autobiografischen Buch von Deborah Feldman.

Maria Schrader ist selbst keine Jüdin. Wegen der Dreharbeiten des Films »Meschugge« war sie schon in den orthodoxen Gegenden von Brooklyn unterwegs. Doch die weibliche Perspektive Deborah Feldmans sei für sie neu gewesen, ihre »intime und detailreiche Beschreibung des Zur-Frau-Werdens«, wie Schrader in einem Interview erzählt. Vor allem inspirierte sie ein Hochzeitsfoto Feldmans: »Die Braut ist mit einem Schleier bedeckt, durch den sie nichts sehen kann, und wird an beiden Händen zum Baldachin geführt. Es steckt so viel in diesem Bild, Verheißung, Geheimnis, Vertrauen, genauso wie Fremdbestimmung, Zwang und Verbot. Und alles hängt davon ab, wie die Person unter dem Schleier sich fühlt. Plötzlich konnte ich mir den Film vorstellen. Die visuelle Kraft.«

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