Die »Ungesehene« im Schlaglicht

Hendrik Lasch über Chemnitz als Kulturhauptstadt

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 1 Min.

Chemnitz ist eine Stadt im Schatten. Einst galt sie als »sächsisches Manchester«. Dort, so der einprägsame Dreisatz, wurden Waren hergestellt, die am Handelsplatz Leipzig zu Geld gemacht wurden, das die Dresdner Residenz verprasste. Große Orchester und Museen suchen Kunstfreunde in diesen sächsischen Städten. Chemnitz wird derweil in Comedy-Sendungen als Inbegriff trostloser Provinzialität verspottet: Eine Viertelmillionenstadt, in der nicht einmal ein ICE hält! Seit 2018 trägt die Stadt zudem schwer an der Bürde rechter Ausschreitungen. Kulturstadt? Aber doch nicht hier!

Ein ICE hält noch immer nicht in Chemnitz. Aber: Die Stadt wird europäische Kulturhauptstadt 2025. Eine Jury gab ihr den Vorzug vor Magdeburg, Nürnberg, Hannover und Hildesheim; Dresdner Ambitionen hatten sich schon früher zerschlagen. Anerkannt wurden verborgene oder, wie es in der Bewerbung hieß, »ungesehene« Qualitäten: Galerien, Museen, Theater, die bisher nur Insider kennen, vor allem aber viele Kulturschaffende im Ehrenamt. Ein Chemnitzer Bürgerverein, der eine stählerne Bahnbrücke rettete, erhielt jüngst einen deutschen Denkmalpreis. Nun tritt die gesamte »Stadt im Schatten« ins Scheinwerferlicht. Grund zum Jubeln - auch wenn die Chemnitzer in dieser Disziplin bisher kaum Übung haben.

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