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Keine Corona-Folge
Jana Frielinghaus über die vermeintliche Retraditionalisierung der familiären Geschlechterrollen in der Pandemie
Überraschung: Corona hat nicht zu einem Rückfall in überwunden geglaubte Muster bei der Aufteilung der Haus- und Sorgearbeit geführt. Die Pandemie hat nur deutlicher hervortreten lassen, was auch sonst Alltag ist. Das ist das Fazit einer neuen Umfrage. Es kommt durch Homeschooling im ersten Lockdown und seither regelmäßig verhängten Quarantänen in Kitas und Schulen nur noch einiges oben drauf - überwiegend für Frauen. Mehrheitlich sind sie es, die mit den Kindern lernen, trösten, schlichten, Wäsche waschen, putzen, kochen - und nebenbei auch noch unbekleckert und ungestört bei dienstlichen Videokonferenzen auf dem Bildschirm erscheinen.
Interessant: Obwohl die Mehrheit der Mütter angab, das Gros von Hausarbeit und Kinderbetreuung zu erledigen und das Gleiche nur elf bis 15 Prozent der Väter von sich sagten, fanden zwei Drittel der Männer, die Aufgaben seien gerecht verteilt. Da scheint vielfach noch immer verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehender Verhaltensstarre notorisch zu sein. Doch natürlich sind die Hauptursachen für ungleiche Lastenverteilung gesellschaftliche, allen voran die miese Entlohnung von »Frauenberufen« und das weiter unzureichende Kinderbetreuungsangebot.
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