Zellverjüngung an Mäuseaugen
»Meilenstein« bei möglicher Behandlung von Alterskrankheiten
Wissenschaftler haben womöglich einen Durchbruch bei der Behandlung von Alterskrankheiten erzielt: Durch Zellverjüngung konnten sie das Sehvermögen von Mäusen wiederherstellen - eine Therapie, die bei Menschen bei der Augenkrankheit Grüner Star und anderen altersbedingten Krankheiten eingesetzt werden könnte, wie aus einer am Mittwoch im Fachmagazin »Nature« veröffentlichten Studie hervorgeht. Studienleiter David Sinclair von der Harvard Medical School hofft sogar, dass die Methode gegen Demenz eingesetzt werden kann.
Das Verfahren bietet die Möglichkeit, die Zeit auf zellulärer Ebene effektiv zurückzudrehen und den Zellen dabei zu helfen, die Fähigkeit zur Heilung von Schäden wiederzuerlangen. »Ich freue mich darüber, Organe und Gewebe verjüngen zu können, die aufgrund von Alter und Krankheit versagen«, sagte Sinclair der Nachrichtenagentur AFP. Er stellte die Behandlung von Glaukom (Grünem Star) bei Menschen in zwei Jahren in Aussicht.
Die Fähigkeit der Zellen, sich zu regenerieren und selbst zu reparieren, nimmt mit dem Alter rapide ab. Die Forscher modifizierten deshalb einen Prozess, der eine bestimmte Art von Stammzellen herstellt. Diese Zellen entstehen durch einen Cocktail aus vier Proteinen, die bei der Neuprogrammierung einer Zelle helfen. Um die Zellen in einen jugendlichen Zustand zurückzuversetzen, injizierten sie Mäusen mit einer Sehnervschädigung drei der vier Proteine des Cocktails.
Tests zeigten, »dass die Hälfte der durch den erhöhten Augeninnendruck verlorenen Sehschärfe wiederhergestellt wurde«. Ähnlich vielversprechende Ergebnisse bot die Behandlung bei älteren Mäusen mit altersbedingter Sehschwäche. Nachdem der Cocktail injiziert worden war, verbesserte sich das Sehvermögen der Mäuse. Nebenwirkungen traten innerhalb des Studienjahrs nicht auf.
Andrew Huberman, ein Neurowissenschaftler an der Stanford University, der nicht an der Studie beteiligt war, nannte die Ergebnisse »einen Meilenstein auf diesem Gebiet«. Zwar müssten diese in weiteren Tierversuchen bestätigt werden, bevor Menschen damit behandelt werden können. Aber es sei eine Ära angebrochen, die beweise, dass das Verständnis von neuralen Entwicklungsprozessen zu den Werkzeugen führt, »um das gealterte oder geschädigte Gehirn zu reparieren«. AFP/nd
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