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»Die Kinder der Résistance« über Kinder im besetzten Frankreich

  • Lesedauer: 2 Min.

Alles, was ich an geschichtlichen Daten weiß, habe ich aus »Mosaik«, »Atze« und »Frösi«. Für die Leserinnen und Leser ohne DDR-Hintergrund: das waren monatliche Kinderzeitschriften, die eine Vielzahl historischer und literarischer Stoffe aufgriffen und in Bildgeschichten (Comics waren für engstirnige Parteibürokraten eher Schund & Schmutz) verarbeiteten. Manche Geschichten wurden legendär und zu heißbegehrter »Bückware«. Gut, dann kam noch etwas Wissen aus Schule und Studium und aus dem einen oder anderen Buch dazu. Und die Zeitungslektüre.

In Frankreich und Belgien, aber auch in Lateinamerika sind Comics und Graphic Novels so etwas wie Cl. Kein vernünftiger Mensch würde sie als Kinderkram abtun, im Gegenteil, sie sind Lehrmittel, Unterhaltung und Ort politischer Wissensvermittlung gleichermaßen und werden auch von Erwachsenen gelesen. Manche Geschichten erreichen sensationell hohe Auflagen und werden oft über Jahrzehnte fortgeführt.

Der Wiener Verlag »bahoe books« setzt seit seiner Gründung 2011 neben Sachbüchern und politischer Literatur auch auf Comics, die sich mit revolutionärer Geschichte und Fiktion, Faschismus und Widerstand, Rassismus und Kolonialismus auseinandersetzen. Ende 2020 erschien der erste Teil einer sechsbändigen Reihe über Kinder im besetzten Frankreich. »Die Kinder der Résistance« verkauften sich im Original bereits über 700 000 mal. Erzählt wird von zwei Dreizehnjährigen, deren Dorf in dem von deutschen Truppen besetzten Gebiet liegt. Zu ihnen stößt Lisa, eine deutsche Belgierin, die auf der Flucht vor der Wehrmacht ihre Eltern verloren hat. Während die meisten Erwachsenen stillhalten und auf Marschall Petáin, den Helden des Ersten Weltkrieges vertrauen, manche gar den Schulterschluss mit den Nazis suchen, sind die Kinder sich einig: Wir müssen etwas gegen die Besatzer tun.

Ganz im klassischen franko-belgischen Stil gehalten, kommentiert eine junge auktoriale Stimme den oft unbedachten Überschwang der kindlichen Unternehmungen, die opportunistischen Entscheidungen der Erwachsenen, die Begegnungen mit Wehrmachtssoldaten, die nicht als dumpfe Monster, sondern durchaus ambivalent dargestellt werden. Historische Hintergründe werden erläuternd eingebaut; der atmosphärisch dichte Comic kann uneingeschränkt für alle Lesealter empfohlen werden. mps

Benoît Ers & Vincent Dugomier:
Die Kinder der Resistance
Band 1: Erste Aktionen
bahoe books
60 S., Albumformat, geb., 16,00 €

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