Ad-hoc-Reaktion als Dauerstrategie

Kurt Stenger über Gründe für schwindende Lockdown-Akzeptanz

Kaum eine staatliche Aktion der letzten Jahre dürfte auf ähnlich breite Zustimmung in der Bevölkerung gestoßen sein wie der erste Corona-Lockdown im Frühjahr 2020. Doch längst bröckelt die Zustimmung. Das liegt sicher an der Dauer, denn sogar viele Gutwillige verlieren angesichts der sozialen Härten im Alltag die Geduld.

Doch es geht auch um Politikversagen an zwei zentralen Punkten: Zum einen verordnen Bund und Länder, unterstützt von den immer gleichen Wissenschaftlern, ständig neue Maßnahmen von oben herab. Es gibt Gruppen, die nicht mehr so genau wissen, was verboten und erlaubt ist, aber auch, was sinnvoll ist. Ignoriert wurde von Anfang an, dass es genauso darauf ankommt, Maßnahmen richtig zu kommunizieren, denn der Erfolg des Lockdowns hängt davon ab, ob die Leute von sich aus das Richtige tun.

Zum anderen fällt der Politik auf die Füße, dass sie es im entspannten Sommer versäumte, eine Mittel- und Langfriststrategie im Umgang mit Corona zu entwickeln. Stattdessen denkt man nur bis zum nächsten Gipfel in zwei Wochen. Ad-hoc-Maßnahmen taugen aber nicht für eine Periode, die sich über Monate hinzieht. Zumal dies den Bürgern vermittelte, alles bald überstanden zu haben. Kein Wunder, dass die Zustimmung schrumpft.

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