»Ende Gelände«-Blockade gegen geplantes Erdgasterminal

Klimaaktivisten versperren LKWs das Hauptzufahrtstor am Industriepark in Brunsbüttel

  • Katharina Schwirkus
  • Lesedauer: 3 Min.

»Erdgas ist als Klimakiller noch nicht so bekannt, das muss sich ändern«, sagt Ella Jacobi, Sprecherin von »Ende Gelände« zu »nd.DerTag«. Seit 7:00 Uhr ist sie mit neun weiteren Klimaaktivist*innen von »Ende Gelände« und der »TurboKlimaKampfGruppe« (TKKG) aus Kiel dabei, die LKW-Zufahrt des ChemCoastPark in Brunsbüttel zu blockieren. Der Industriepark zum Ein- und Umladen von Erdgas wird von der Firma Covestro betrieben. Eine Stunde nach Beginn der Aktion traf die Polizei ein. Mittlerweile seien zwei Polizeiautos mit jeweils zwei Beamten in Sichtweite, so Jacobi.

Die Pressesprecherin der Polizei in Brunsbüttel, Merle Neufeld, sagt zu »nd«: »Die Aktion ist friedlich«. Eine Räumung der Demonstrant*innen sei derzeit nicht geplant. Laut »Ende Gelände« richtet sich die Aktion gegen den Ausbau von fossiler Gas-Infrastruktur und das geplante LNG-Terminal in Brunsbüttel, was den Industriepark versorgen soll. Ein LNG-Terminal dient als Ein- und Umladestation von im Ausland geförderten, flüssigen Erdgas. Dieses kommt per Schiff an. Es soll im Terminal gelagert werden und kann entweder direkt in das deutsche Stromnetz einfließen oder per LKW weiter transportiert werden.

»Natürlich ist das eine Behinderung unseres Tagesgeschäfts« erklärt der Covestro-Pressesprecher Günter Jacobsen gegenüber »nd.DerTag«. Der LKW-Verkehr sei aber umgeleitet worden und der Betrieb laufe. »Ich habe der Polizei überlassen, wie mit den Aktivisten umgegangen werden soll«, so Jacobsen. Der Sprecher zeigte sich ein wenig überrascht über den gewählten Protestort, da das geplante LNG-Terminal drei Kilometer entfernt, direkt an der Elbe gebaut werden sollte. Zudem sei noch nicht sicher, ob dieses Terminal tatsächlich gebaut werde und an welchem Standort.

Gleichzeitig mit der heutigen Blockade kündigt das Aktionsbündnis »Ende Gelände« eine große Aktion zivilen Ungehorsams für den Sommer in Brunsbüttel an und fordert den Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern. Die »Ende Gelände«-Pressesprecherin Jacobi erklärt, dass das LNG-Terminal gewissermaßen in Konkurrenz zu dem Deutsch-russischen Gasprojekt Nordstream 2 stehe, sich die Klimaaktivist*innen aber gegen jegliche Förderung von Erdgas aussprechen.

»Sauberes Gas ist eine dreckige Lüge«, erklärt Ella Jacobi weiter. Egal ob Kohle oder Gas – alle fossilen Rohstoff müssten im Boden bleiben. Die Klimaaktivist*innen wollten nach zahlreichen Aktionen gegen den Braunkohleabbau nun dafür sorgen, in Brunsbüttel kein LNG-Terminal gebaut werde.

Über die Klimaschädlichkeit von fossilem Gas wird häufig gewarnt. Die heutige »Ende Gelände«-Aktion wurde in Kooperation mit Aktivist*innen aus Mexiko und Texas organisiert und reiht sich in die globalen Aktionen zum Weltwassertag ein. Durch den Boom der Fördermethode Fracking steigt der Wasserverbrauch in Texas rasant an. Das genutzte Wasser wird bei der Förderung mit Chemikalien kontaminiert und ist danach unbrauchbar. Der Wasserverbrauch wird auch durch die umliegenden Regionen wie New Mexico und den mexikanischen Bundesstaat Chihuahua gedeckt. Mit der Aktion in Brunsbüttel wollen die Aktivist*innen den Zusammenhang zwischen der Zerstörung von Trinkwasserreservoirs und dem geplanten LNG-Terminal aufzeigen.

»Ende Gelände« blockiert seit 2015 mit Aktionen zivilen Ungehorsams Kohleinfrastruktur. Im Herbst 2020 wurde erstmals auch Gasinfrastruktur am Gaskraftwerk Lausward bei Düsseldorf blockiert.

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