Mindestens 483 Menschen im letzten Jahr von Staaten hingerichtet

Amnesty: Vier Länder für rund 90 Prozent aller Tötungen verantwortlich / Keine Zahlen aus China, dort werden jährlich tausende Hinrichtungen vermutet

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Berlin. Ungeachtet der Corona-Pandemie haben im vergangenen Jahr mindestens 18 Länder weiter die Todesstrafe vollstreckt. Mindestens 483 Menschen seien hingerichtet worden, teilte Amnesty International am Mittwoch mit. Damit sei die Zahl der Hinrichtungen zwar auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren gesunken. Sie sei aber immer noch »erschreckend« hoch, in einzelnen Ländern seien sogar noch mehr Menschen hingerichtet worden als in den Vorjahren.

»Während rund um den Erdball in der Pandemie das Retten von Leben im Vordergrund stand, haben Länder wie Ägypten sogar die Zahl der Hinrichtungen erhöht«, erklärte Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland. »Menschen inmitten einer weltweiten Gesundheitskrise hinzurichten, unterstreicht die Absurdität der Todesstrafe.«

Es sei schon unter normalen Umständen sehr schwierig, juristisch gegen eine Hinrichtung anzukämpfen, erklärte Beeko. »In der Pandemie kamen massive Erschwernisse hinzu, sich mit Anwältinnen oder Anwälten zu treffen oder Gnadengesuche einzureichen.«

Laut dem Amnesty-Bericht waren die vier Länder Iran (246), Ägypten (107), Irak (45) und Saudi-Arabien (27) für 88 Prozent aller bekannt gewordenen Hinrichtungen verantwortlich. Nicht enthalten in diesen Zahlen ist allerdings China. Amnesty International geht nach eigenen Angaben davon aus, dass in der Volksrepublik jedes Jahr tausende Todesurteile verhängt und vollstreckt werden. Offizielle Zahlen gibt es nicht.

Erstmals seit 17 Jahren wurden im vergangenen Jahr in den USA wieder Hinrichtungen auf Bundesebene vollzogen. Unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump wurden diese im Juli wieder aufgenommen und in einem Zeitraum von nur sechs Monaten zehn Männer exekutiert.

Die Menschenrechtsorganisation verwies darauf, dass in Ägypten dreimal so viele Menschen wie im Vorjahr hingerichtet wurden. Mindestens 23 von ihnen seien im Zusammenhang mit politischer Gewalt zum Tode verurteilt worden - »in Gerichtsverfahren, die keineswegs internationalen Mindeststandards für faire Gerichtsverfahren genügten«.

Die weltweit registrierten 483 Hinrichtungen waren 26 Prozent weniger als 2019. Der Rückgang sei darauf zurückzuführen, dass einige Länder weniger Hinrichtungen vollstreckten, maßgeblich Saudi-Arabien und Irak, erklärte Amnesty. In Bahrain, Belarus, Japan, Pakistan, Singapur und im Sudan waren 2020 im Gegensatz zu 2019 gar keine Hinrichtungen zu verzeichnen.

In einigen Ländern beobachtete Amnesty International auch eine pandemiebedingte Aussetzung von Exekutionen. Im Jahr 2020 wurde die Todesstrafe in der Republik Tschad und im US-Bundesstaat Colorado abgeschafft.

Derzeit haben den Angaben zufolge 108 Länder die Todesstrafe für alle Straftaten abgeschafft; 144 Länder haben die Todesstrafe per Gesetz oder in der Praxis außer Vollzug gesetzt. AFP/nd

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