- Kommentare
- Anstieg schulischer Förderbedarfe
Behindert gemacht und verbannt
Lisa Ecke über den Anstieg von schulischen Förderbedarfen
Inklusive Bildung ist eine Verpflichtung aus der UN-Behindertenrechtskonvention, aber Deutschland ist noch immer weit von der Umsetzung entfernt. Über 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit Förderbedarf wurden 2019/20 nicht an einer regulären Schule unterrichtet, sondern in eine Förderschule abgeschoben. Gleichzeitig wächst laut Statistischem Bundesamt die Zahl der Schüler*innen mit »emotionalem und sozialem Förderbedarf« rasant an: innerhalb von zehn Jahren um rund 72 Prozent. Zwar werden auch immer mehr »Eingliederungshilfen« für Kinder und Jugendliche mit seelischer Behinderung gewährt, aber angesichts der steigenden Zahl an »sozialen Förderungsbedarfen« ist das kein Erfolg.
Trotz mehr Hilfen ist die Zahl der Schüler*innen an Förderschulen in den letzten fünf Jahren sogar leicht angestiegen. Für Betroffene bedeutet das Etikett »Förderbedarf« dann extreme Einschränkungen, nicht einmal die Option eines Hauptschulabschlusses und obendrauf soziale Ausgrenzung. Wer in Förderschulen abgeschoben wird, kommt zudem nicht selten aus armen Familien und ist sowieso bereits stigmatisiert. Schulen, die nicht für alle Kinder unabhängig von ihrer sozialen Herkunft oder einer möglichen Behinderung offen sind, sollten endlich abgeschafft werden.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.