Die Berufsbetreuerin entpuppt sich als eine gerissene Erbschleicherin

erbrecht

  • OnlineUrteile.de
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein 85-jähriger Mann erlitt Ende 2004 einen Schlaganfall und war danach nicht mehr in der Lage, den Alltag zu bewältigen. Er wurde in eine Pflegeeinrichtung verlegt. Das Amtsgericht Hannover richtete für ihn eine rechtliche Betreuung ein. Eine Berufsbetreuerin sollte die gesundheitlichen und finanziellen Angelegenheiten regeln, da der Senior keine nahen Verwandten hatte.

Die Betreuerin kümmerte sich nicht nur um den Pflegebedürftigen, sondern bestellt auch - ohne Auftrag des Betreuten - eine Notarin, um im Pflegeheim sein Testament aufzuschreiben. Das Vermögen belief sich auf 350 000 Euro. Als Erben setzte die Notarin die Betreuerin und den Begleiter ein. Als der Mann starb, teilten sich die vermeintlichen Erben das Geld.

Doch das Amtsgericht kam dahinter und beauftragte einen Nachlasspfleger, der das Vermögen zurückforderte. Zu Recht, so das Landgericht Hannover und das Oberlandesgericht Celle (Az. 6 U 22/20). Denn der Erblasser war nach seinem Schlaganfall nicht mehr »testierfähig«. Er konnte die Tragweite einer testamentarischen Verfügung nicht mehr erkennen. Trotz seines hilflosen Zustands habe die Betreuerin pflichtwidrig keinen Mediziner gefragt. Stattdessen habe sie den Zustand unverfroren zu ihrem Vorteil ausgenutzt. Ohne zwingenden Grund sei sie beim Testamentstermin dabei gewesen. Da der Betreute nicht mehr selbst schreiben konnte, habe die Frau gewusst, dass er das Testament allein nicht mehr würde ändern können. Dem Amtsgericht habe sie die Erbeinsetzung verschwiegen. Das OLG erklärte daraufhin das notarielle Testament als sittenwidrig und nichtig. OnlineUrteile.de

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal