Die Bürgermeisterin gegen Einsamkeit

Antonella Argenti ist wegen ihrer Corona-Politik von einer internationalen Jury ausgezeichnet worden

  • Anna Maldini
  • Lesedauer: 2 Min.

Villa del Conte ist auf der Landkarte nicht leicht zu finden. Es liegt im Nordosten Italiens, irgendwo zwischen Padua und Venedig. Aber jetzt hat das 5600-Seelen-Städtchen eine Attraktion, die es weltberühmt macht: Die Bürgermeisterin Antonella Argenti. Von einer internationalen Jury wurde sie zu einer der zwölf besten Bürgermeister*innen der Welt ernannt. Sie war die einzige Frau unter den europäischen Kandidat*innen.

Was macht diese Frau so besonders? Auf den ersten Blick ist sie »normal«: 52 Jahre alt, verheiratet, zwei Töchter, parteilos, als Ehrenamtliche mehrmals in Afrika unterwegs, um Hilfsprojekte zu unterstützen. Seit zwei Jahren ist sie Bürgermeisterin von Villa del Conte, einem Ort, in dem während des Befreiungskampfes gegen Faschisten und Nazis 26 Bürger*innen, vor allem Jugendliche und Frauen, brutal ermordet wurden.

Kurz nach ihrem Amtsantritt 2019 richtete sie im Rathaus eine Abteilung »gegen die Einsamkeit« ein. Die Beauftragte Graziella Vigri bekam erst einmal ein eigenes Telefon - und das begann auch sofort zu klingeln. »Hier können die Bürger*innen immer anrufen, wenn sie nicht mehr weiterwissen, und sie können sicher sein, dass ihnen jemand zuhört«, sagt die Bürgermeisterin. »Da ruft man an, wenn man mit der Bürokratie nicht klarkommt oder einfach nur eine Auskunft braucht, um eine schwierige Situation zu meistern.« Dann brach die Pandemie aus - und eine zweite Telefonleitung kam hinzu, und beide waren 24 Stunden pro Tag besetzt.

Jetzt, wo das Schlimmste vorbei zu sein scheint, kann man wahrscheinlich bald wieder auf den »Normalbetrieb« umschalten. »Wir sind als Gemeinschaft gewachsen«, sagt Antonella Argenti. »Wir haben gelernt, uns gegenseitig zu helfen.« Aber sie wäre nicht eine der besten Bürgermeister*innen der Welt, wenn sie sich auf ihren Lorbeeren ausruhen würde.

»Jetzt habe ich auch ein Büro für die Freundlichkeit eingerichtet«, sagt sie. »Als Stadt haben wir gesiegt, weil wir die Pandemie mit Freundlichkeit angegangen sind und uns zuerst um die Schwachen gekümmert haben.« Das soll in Villa del Conte auch so bleiben, und dafür will Bürgermeisterin Antonella Argenti jetzt sorgen.

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