Bolsonaro spielt wieder Märtyrer

Peter Steiniger zur Selbstinszenierung des brasilianischen Staatschefs

Mehr als eine halbe Million seiner Landsleute sind seit Beginn der Pandemie gestorben und ihr Staatschef ist seit Tagen auch schon ganz krank. Vom Krankenhausbett in einer feinen Klinik in São Paulo erbittet der Allerärmste Gebete, erscheint live im TV und schickt Tweets in die Welt: »Es gibt noch so viel zu tun für unser Brasilien.« Das schließlich »kein neues Kuba« werden dürfe. Und so Gott wolle, stehe derjenige, der Brasilien davor beschirmt, bald wieder auf der Matte. So ein Darmverschluss ist gewiss keine schöne Sache. Dagegen ist selbst Bolsonaro machtlos, der mit Covid - wie er behauptete, dank seiner Fitness - spielend fertig wurde.

Auch ein Dauerschluckauf hinderte Bolsonaro nicht am Weiterstricken an Legenden. Sein Problem sei Folge des Attentats im Wahlkampf 2018 durch ein Ex-Mitglied der PSOL, die Bolsonaro zum »linken Flügel der PT«, von Lulas Arbeiterpartei, erklärt. Mit diesem »grausamen Angriff« gegen ihn und »unsere Demokratie« habe eine Wende für Brasilien verhindert werden sollen. Tatsächlich hatte die Messerattacke eines geistig Gestörten und die mediale Inszenierung seiner Wiederauferstehung Bolsonaro nach oben katapultiert. Angesichts von Korruptionsvorwürfen und der Anklagen gegen seine Corona-Politik spielt der Rechtsextreme das alte Spiel.

Teller und Rand - der Podcast zu internationaler Politik

Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal