Zornige Kakteen

Karlen Vesper bedankt sich bei wachsamen Frauenrechtlerinnen

Es ist immer wieder frappierend, wie gedankenlos, zynisch, menschenverachtend so manche Werbung daherkommt. So ist auch der ansonsten erfreulich pfiffigen Werbeagentur der Berliner Verkehrsbetriebe (Beispiel: eine Tram als »Highway To Hellersdorf«) unlängst ein böser Fauxpas unterlaufen. Einem jungen schwarzen Mann im Smoking und mit Fliege war der verhöhnende Text beigesellt: Wie du in den Club reinkommst, wissen wir nicht, aber wie du heimkommst.

Man kann da wachsamen Zeitgenoss*innen nur dankbar sein, wie etwa den Frauenrechtlerinnen von Terre des Femmes, 1981 in Hamburg gegründet, seit zehn Jahren in Berlin ansässig. Ihr diesjähriger Preis »Zorniger Kaktus« gegen Frauenfeindlichkeit ging an eine deutsche Filiale der in Massachusetts, USA, ansässigen Firma iRobot. Deren bayerische Niederlassung pries Staubsaugerroboter mit dem Slogan »Putzsklaven zu verkaufen« an, daneben eine Blondine à la Marilyn Monroe.

Dies sei mehrfach inakzeptabel, befindet Terre des Femmes: »Die Worte ›Sklave‹ und ›zu verkaufen‹ verharmlosen das rassistische System der Sklaverei, das Wort ›Putzsklaven‹ lässt zudem mit erschreckender Ignoranz außer Acht, dass Tausende Menschen - meist Zugewanderte, meist Frauen - in Deutschland als unterbezahlte Putzkräfte arbeiten müssen.«

Die Juryentscheidung stützte sich auf eine Straßenumfrage in Berlin, Hamburg und Kiel. Mehrheitliche Meinung: »Diese Werbung gehört definitiv nicht ins 21. Jahrhundert!« Terre des Femmes hofft, dass Unternehmen achtsamer werden, im Marketing auf sexistische Klischees und frauenverachtende Rollenbilder verzichten: »Sexism shouldn’t sell!« (Sexismus sollte sich nicht verkaufen.)

Der zweite »Zornige Kaktus« 2021 ging an eine Kettensägenwerbung: »Ist Ihre Alte nicht mehr scharf? Dann holen Sie sich ’ne Neue!«, der dritte an einen Bettenhandel. Eine Frau räkelt sich auf einer Matratze und verheißt: »Irgendwann schläft jeder mit uns.« Harmlos? Mitnichten.

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