Die Verantwortung bleibt

Daniel Lücking zum Zapfenstreich am Ende des Afghanistan-Einsatzes

Evangelische Theolog*innen haben sich gegen eine Teilnahme ihrer Kirchenvertreter*innen am Abschlussappell der Bundeswehr zum Afghanistan-Einsatz ausgesprochen. Zu Recht, denn die religiöse Überhöhung militärischer Bereitschaft macht Soldat*innen letztlich zu Gotteskriegern.

Der Abschlussappell ist in doppelter Hinsicht inakzeptabel. Nicht nur wegen der Opfer der gescheiterten Politik, sondern auch mit Blick auf den zynischen Umgang mit den verbündeten Mitarbeiter*innen, die die Regierung »Ortskräfte« nennt. Viele von ihnen haben zwar mittlerweile eine Ausreise- und Schutzzusage erhalten, jedoch hängen sie in Verstecken fest. Nach Monaten im Untergrund und ohne Arbeit ist das Geld aufgebraucht. Ihre Flucht sollen sie dennoch selbst bezahlen. Die Taliban entführen und foltern derweil und halten Tribunale ab.

Nachdem der Staatsaufbau ebenso gescheitert ist wie die Ausbildungsmission, die Afghanistan befähigen sollte, die Extremisten selbstständig zu bekämpfen, ist es Zeit für humanitäre Mittel - und seien es nur finanzielle Hilfen, damit die Bedrohten das Land verlassen können. Die Verantwortung darf nicht abgelegt werden. Weder mit dem militärischen Zeremoniell an diesem Mittwoch noch mit dem Segen der Kirchen, die daran teilnehmen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal