Blackbox für den Klimawandel

Ein neuartiger Datenspeicher soll nach den Plänen australischer Forscher einen möglichen Kollaps der Erde überdauern

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 3 Min.
Das ist keine Skulptur: In der Earth's Black Box soll das Erbe der Menschheit die Klimakrise überdauern.
Das ist keine Skulptur: In der Earth's Black Box soll das Erbe der Menschheit die Klimakrise überdauern.

Erwärmt sich die Erde in den kommenden Jahrzehnten deutlich über zwei Grad Celsius, könnte der Klimawandel zum »Selbstläufer« werden. Zu den »Worst-Case-Szenarien«, die letztendlich in der Apokalypse enden könnten, gehören Ernteausfälle und das Kollabieren der Nahrungsnetzwerke im Ozean. Internationale Logistikketten könnten zusammenbrechen, Millionen Menschen durch den steigenden Meeresspiegel vertrieben werden.

Sollte die Erderwärmung tatsächlich das Ende der Menschheit einläuten, sollen die letzten Beweise für die Nachwelt - wie auch immer diese aussieht oder woher sie stammen würde - nach dem Willen australischer Forscher aufbewahrt werden. Sie planen eine sogenannte Earth’s Black Box, eine Blackbox für die Welt. Das Konzept ähnelt dem der globalen Samenbank im norwegischen Spitzbergen, wo die dort eingelagerten Samen ausgelöschte Pflanzenarten im Ernstfall wieder zum Leben erwecken sollen. Auch die in Australien geplante Blackbox soll katastrophale Events überdauern, Erkenntnisse der menschlichen Zivilisation festhalten und ein Archiv für die Klimakrise werden.

Die Blackbox ist als zehn Meter hohe, vier Meter lange und drei Meter breite Struktur aus dickem Stahl konzipiert, die auf einem abgelegenen Felsvorsprung an Tasmaniens Westküste gebaut werden soll, rund vier Stunden von der Hauptstadt Hobart entfernt.

Die australische Insel wurde wegen ihrer verhältnismäßigen geopolitischen wie auch geologischen Stabilität ausgewählt. Sie ist relativ sicher vor Naturkatastrophen und gilt laut einer britischen Studie, die Forscher Ende Juli im Fachmagazin »Bioscience« veröffentlicht haben, neben Neuseeland und Großbritannien als einer jener Orte, an dem sich das Ende unserer Zivilisation, wie wir sie kennen, überleben lassen könnte.

Obwohl das Design der Blackbox einer Skulptur ähnelt, folgt es laut Jim Curtis von der Marketingagentur Clemenger BBDO rein dem Leitprinzip der Funktionalität. Curtis arbeitet an dem Projekt gemeinsam mit Forschern der Universität von Tasmanien. »In erster Linie ist sie ein Werkzeug«, sagte er dem australischen Sender ABC im Interview. Dieses wurde speziell entwickelt, um die Aktionen der Menschheit aufzuzeichnen. Die Box wird mit einer Menge Speicherlaufwerke gefüllt sein und über eine Internetverbindung verfügen. Sonnenkollektoren auf dem Dach der Struktur werden die nötige Energie zur Verfügung stellen, damit die Stahlkonstruktion auch einen Kollaps der Stromnetzwerke überdauern könnte.

Batterien speichern die Energie und während die Sonne scheint, lädt die Blackbox wissenschaftliche Daten herunter. Unter den gesammelten Daten sind beispielsweise Luft- und Meerestemperatur, Ozeanversauerung, der CO2-Level in der Atmosphäre und das Artensterben. Außerdem sammelt ein Algorithmus Material zum Thema Klimawandel - darunter Zeitungsartikel, Social-Media-Beiträge und Nachrichten von wichtigen Veranstaltungen wie dem Klimagipfel in Glasgow.

Mit dem Bau der Struktur soll Mitte dieses Jahres begonnen werden, doch schon jetzt werden Daten und Informationen archiviert. Die Entwickler gehen davon aus, dass für die nächsten 30 bis 50 Jahre ausreichend Kapazität vorhanden ist, um Daten zu speichern.

Hinter der Blackbox stecke die Idee, ein »unzerstörbares Aufnahmegerät« zu schaffen - eine Art Datenspeicher - für all diejenigen, die einen Kollaps der Erde aufgrund des Klimawandels überdauern, erklärte Curtis. »Es ist aber auch dazu da, Regierungschefs zur Rechenschaft zu ziehen - um sicherzustellen, dass ihre Handlungen oder ihre Untätigkeit aufgezeichnet werden.«

Ob natürlich diejenigen, die die Blackbox in der fernen Zukunft vielleicht einmal finden, diese tatsächlich als solche erkennen, auf die gespeicherten Daten Zugriff nehmen und diese auch verstehen können - das ist eine Frage, an der sich auch die Entwickler selbst noch »den Kopf zerbrechen«.

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