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Union erteilt Mönchengladbach nächsten Nackenschlag

Berliner schießen Adi Hütter und die Borussia tiefer in die Krise

  • Andreas Morbach, Mönchengladbach
  • Lesedauer: 4 Min.

Der Neu-Gladbacher Marvin Friedrich kannte nach der Niederlage gegen seine früheren Mitspieler nur einen Weg. Die 1:2-Heimpleite der Fohlenelf gegen Union Berlin war gerade amtlich, da schlängelte sich der lange Innenverteidiger auch schon durch die Reihen der rot gekleideten Köpenicker. Jedem Einzelnen drückte der 26-Jährige anerkennend die Hand, nur einer kam ihm bei seinem tristen Parcours nicht zwischen die Finger: Max Kruse, der weit entfernt von Friedrich am Spielfeldrand stand und auf seinen Einsatz vor den Fernsehkameras wartete.

Mit seinen beiden Treffern hatte Kruse seinen Ex-Klub noch ein Stück weiter Richtung Tabellenkeller geschubst. »Es war sein Wunsch, hier ein Tor zu schießen. Dass es gleich zwei sind - umso schöner«, verriet Unions Trainer Urs Fischer, dessen erstaunliches Team sich mittlerweile auf Champions-League-Platz vier hinaufgearbeitet hat. Währenddessen muss Fischers Gladbacher Trainerkollege Adi Hütter nach der siebten Niederlage aus den vergangenen neun Spielen und der immer realistischeren Abstiegsgefahr mehr denn je um seinen Job auf dem Pulverfass Borussia bangen.

Max Eberl, in solch brenzligen Situationen üblicherweise das Sprachrohr des Rautenklubs, trug am Samstag nichts zur Einschätzung der Vereinsführung bei. Der Sportdirektor fehlte krankheitsbedingt wie schon beim schmachvollen Aus im DFB-Pokal bei Zweitligist Hannover unter der Woche. Der angezählte Übungsleiter Hütter konnte angesichts der deutlichen Leistungssteigerung gegenüber der Hannover-Partie - was aber auch nicht schwer war - immerhin erklären, er habe keine Mannschaft gesehen, die gegen ihren Trainer spiele. Trotz des »Nackenschlags« durch die Eisernen glaube er daran, dass es mit ihm als Chefcoach weitergehe in Gladbach. Klar ist laut Hütter aber auch: »Jetzt kommen zwei Spiele gegen unmittelbare Konkurrenten. Da müssen wir unbedingt punkten.«

Diese direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt heißen Bielefeld und Augsburg. Vor allem die nächste Aufgabe am 5. Februar bei der formstarken Arminia (elf Punkte aus zuletzt fünf Spielen) wird zeigen, ob die Borussen-Bosse nicht doch zur Reißleine greifen. Verzichten muss Hütter dabei auf Kapitän Lars Stindl, der aufgrund einer Knieverletzung einige Wochen ausfällt.

Gladbachs sonstiges Personal stärkte dem 51-jährigen Österreicher mit Blick auf das Gastspiel in Ostwestfalen jedenfalls nach Kräften den Rücken. »Er versucht alles, macht eine richtig gute Vorbereitung für die Spiele. Momentan will es aber einfach nicht funktionieren«, sagte Innenverteidiger Nico Elvedi. Auch der nach einer Knie-OP ins Team zurückgekehrte Mittelfeldmotor Jonas Hofmann bekräftigte, Hütter habe »noch die richtigen Ideen und Lösungen«, formulierte aber zugleich eine Grundsatzkritik: »Es ist nicht gut genug, was wir im gesamten Defensivbereich zurzeit machen. Zum Schluss schenken wir es wieder her. Ehrlich gesagt: Das kotzt einen an.«

Bezeichnend: Der Schweizer Nationalspieler Denis Zakaria, der den Gladbachern spätestens im Sommer den Rücken kehrt, verschuldete nach einer Viertelstunde den Handelfmeter, den Kruse zum 1:0 für Union nutzte. Und nach dem Ausgleich durch den starken Kouadio Koné kurz vor der Pause leitete ein missglückter Klärungsversuch von Zakaria sechs Minuten vor Schluss auch die Entscheidung ein: Direkt im Anschluss öffnete der eingewechselte Patrick Herrmann Berlins Defensivkraft Niko Gießelmann dann noch großzügig den Raum - für einen feinen Pass auf Kruse, der sich diese Chance nicht entgehen ließ.

»Das ist der Lauf, den wir haben«, beklagte Hütter die fatale Fehlerkette im Team der Borussia - zu der auch gehörte, dass der junge Luca Netz (18) sieben Minuten vor Kruses zweitem Treffer eine Großchance zur möglichen Gladbacher Führung vergab. »Gegen uns ist es momentan viel zu einfach, Tore zu schießen. Aber auch nach vorne sind wir aktuell zu harmlos«, fasste Mittelfeldakteur Florian Neuhaus das extrem herausfordernde Arbeitsfeld am Niederrhein zusammen. Beackern darf dieses wohl auch weiterhin erst einmal Adi Hütter, der die Leistung gegen Union trotz der Niederlage so einordnete: »Darauf kann man aufbauen.«

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