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Verschwendung ist respektlos
Louisa Theresa Braun fordert eine Ernährungswende für die Hauptstadt
Dank der Klimaaktivist*innen vom »Aufstand der letzten Generation« ist das Thema Lebensmittelverschwendung zurzeit in aller Munde. Wenn auch nicht ganz so häufig wie die Diskussion über die Angemessenheit von Autobahnblockaden. Warum eigentlich nicht? Warum beschäftigt sich das Berliner Abgeordnetenhaus damit, ob gegen Stauverursacher*innen härter vorgegangen werden sollte, aber nicht mit der Frage, wie unnötige Emissionen verhindert werden könnten? Obwohl ein klimaneutrales Berlin erklärtes Ziel der rot-grün-roten Regierung ist. Um das zu erreichen, wird die Hauptstadt um eine Ernährungswende aber nicht herumkommen. Es können noch so viele Dächer mit Solaranlagen gedeckt werden - solange Lebensmittel für die Tonne produziert werden, und die dahinter stehende Industrie für ein Drittel aller Treibhausgase verantwortlich ist, bleibt Klimaneutralität ein frommer Wunsch.
Hinzu kommt der soziale Aspekt: Bis zu 50 000 Berliner*innen sind auf Lebensmittelspenden der Tafel angewiesen. Das Wort Lebensmittel drückt schon aus, worum es hier geht: ums Überleben. Der eigentliche Wert von Nahrungsmitteln ist weder in Geld noch in Emissionen messbar. Sie wegzuwerfen ist respektlos gegenüber den Erzeuger*innen und gegenüber allen Menschen, die jeden Cent umdrehen müssen, um sich anständige Mahlzeiten leisten zu können.
Lösungen liegen genug auf dem Tisch: von der Tafel über Foodsharing bis hin zu regionalen Lieferketten. Was fehlt, ist der politische Wille, für Nahrungsmittelsicherheit zu sorgen.
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