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Wie klug ist der Schwarm?

DR. SCHMIDT ERKLÄRT DIE WELT: Über linke Kollektive und die berühmte Schwarminteligenz

Das »nd« wird nun von einer Genossenschaft herausgegeben. Die Zeitung gehört erstmalig sich selbst. In der linken Bewegung gibt es einerseits den Spruch »Das Kollektiv liegt schief« …

Den hatten wir im Osten nicht. Obwohl er wahrscheinlich noch viel stärker gepasst hätte, denn das Kollektiv wurde stets zelebriert, aber letztlich entschieden dann irgendwelche Chefs. Oder wie André Herzberg, der Sänger der DDR-Rockband Pankow, in seinen Memoiren schreibt: »die Bestimmer«.

Nun gibt es andererseits die Theorie von der Schwarmintelligenz. Dass viele Einzelne zusammen gescheiter sind.

Zum Beispiel Bienen oder Ameisen. Die mögen für sich einzeln genommen noch nicht mal ein Spatzenhirn haben, obwohl Spatzen entschieden unterschätzt werden. Aber als Schwarm bzw. Bienen- oder Ameisenvolk mit geradezu intelligent wirkender Arbeitsteilung halten sie ihren Laden am Laufen.

Aber diese Insektenstaaten sind doch monarchisch regiert, oder?

Eben nicht. Bienenkönigin oder Ameisenkönigin sind arme Viecher, die gefüttert werden, damit sie Eier legen, viel mehr ist da nicht. Denn das Ganze organisiert sich gewissermaßen selbst. Die einzelnen Ameisen oder Bienen haben dafür ein genetisches Programm. Im Grunde funktioniert die einzelne Nervenzelle im menschlichen Gehirn ähnlich. Die kann allein auch noch nicht denken. Aber alle zusammen können das.

So wie in dem Bestseller »Der Schwarm« von Frank Schätzing die Bakterien.

Das ist als Schlusspointe bei ihm sehr schön aufbereitet. Da tun sich die seit Jahrmilliarden im Meer existierenden Bakterien von Fall zu Fall zu einem Schwarm zusammen und instrumentalisieren dann tatsächlich andere Meerestiere, um die Menschen - die sie als Bedrohung der Meere wahrnehmen - anzugreifen. Sie programmieren Pottwale so, dass die sich plötzlich auf Boote werfen und diese zum Versinken bringen.

Echte Schwarmintelligenz gibt es auch im Internet, oder?

Das Online-Lexikon Wikipedia ist eines der guten Beispiele, wie Schwarmintelligenz funktionieren kann. Allerdings setzt das - wie bei den Ameisen - einen festen Satz von Regeln voraus, denen alle folgen. Und diese Regeln müssen auch durchgesetzt werden. Wie das funktioniert, sieht man bei umstrittenen Inhalten einzelner Artikel.

Wird das in unserer Genossenschaft auch so sein?

Tja, wie jede Genossenschaft brauchen wir gute Regeln, die flexibel genug sind, dass sie in der Zukunft auch noch funktionieren. Und es braucht wahrscheinlich hin und wieder eine Regelinstanz. Ob das immer lustig ist, weiß man nicht.

Mancher meint dann vielleicht wieder, das Kollektiv liegt schief.

Diese Gefahr besteht natürlich immer. Zumal Journalisten zum Teil doch ziemlich ausgeprägte Individualisten sind.

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