Zermalmt die Bestie

Karlen Vesper ist mit Voltaire über Saudi Arabien entsetzt

Mir sind Freudentränen über die Wangen gelaufen, als ich das glückliche Gesicht von Ensaf Haidar sah, vom Fernsehen in Kanada, ihrem Exilland, ausgestrahlt: »Raif hat mich angerufen. Er ist frei«, verkündete die tapfere Frau des saudi-arabischen Bloggers Badawi, der 2012 wegen »Beleidigung des Islams« inhaftiert, zu zehn Jahren Haft und tausend Peitschenhieben verurteilt worden war. Als er nach den ersten martialischen Schlägen bewusstlos zusammenbrach und sich ein internationaler Proteststurm erhob, ist die wöchentlich angesetzte Strafe vom Königshaus unbefristet ausgesetzt worden. Das Leben von Raif Badawi, der fürs Recht auf freie Meinungsäußerung und Frauenemanzipation stritt, Hybris und Paranoia der Religionswächter in Riad kritisierte, hing weiter am seidenen Faden. Er ist frei! Dank seiner tapferen Frau und einer wachsamen, empörten Weltgemeinschaft.

Nun dies: 81 Menschen sind in Saudi-Arabien an einem Tag hingerichtet worden! Egal, ob Schwerstkriminelle oder Oppositionelle - ein Massaker im Namen einer Religion. »Écrasez l’infâme« (Zermalmt die Bestie) forderte Voltaire wider allen religiösen Fanatismus. Und meinte vor allem das Christentum. Todesstrafe gibt es noch immer in »Gottes gelobtem Land«, den USA. Und das »abendländische« Deutschland frönt Waffenbrüderschaft mit Riad.

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