Werbung

Erste Affenpocken-Fälle in Berlin

Besonders gefährdet sind Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem

  • Patrick Volknant
  • Lesedauer: 3 Min.

Nur wenige Tage nach dem Bekanntwerden des ersten Affenpocken-Falls in Deutschland hat das Virus die Hauptstadt erreicht. Wie die Senatsgesundheitsverwaltung am Samstag mitteilte, haben sich zwei Berliner angesteckt. Die beiden Patienten befänden sich in einem stabilen Zustand. Derzeit versuche man, Kontaktpersonen zu ermitteln.

Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) sagt, man stehe »in engem Austausch« mit den Gesundheitsämtern, dem Robert-Koch-Institut, der Charité und dem Bundesgesundheitsministerium, um die Berliner Bevölkerung zu schützen. »Es besteht kein Grund zur Panik, aber Grund zur Vorsicht«, erklärt die Senatorin.

Da Affenpocken selten vorkämen, verfüge man derzeit aber nur über vorläufige Erkenntnisse. Eine neue Pandemie stehe nicht bevor, auch wenn mit weiteren Fällen in Berlin zu rechnen sei. »Wir müssen jetzt aber schnell und konsequent handeln, um Infektionsfälle zu erkennen und einzudämmen«, sagt Gote.

Über die tatsächliche Zahl der Affenpocken-Fälle in Berlin kursieren unterschiedliche Informationen. So berichtet der »Tagesspiegel« von einem 30-Jährigen, einem 55-Jährigen – und einem dritten Fall, der in einem Berliner Krankenhaus festgestellt worden sein soll. Den ersten beiden Fällen sollen demnach eine Ansteckung auf Sex-Partys in Berlin und auf Gran Canaria vorausgegangen sein. Während sich der Zustand des 55-jährigen, bereits gegen die Pocken geimpften Mannes schon bessere, weise der 30-jährige, nicht gegen die Pocken geimpfte Patient stärkere Symptome auf.

Leif Erik Sander, Infektiologe an der Berliner Charité, spricht davon, dass vor allem bei Männern, insbesondere nach Sexualkontakten mit anderen Männern, eine Häufung von Affenpocken-Fällen zu beobachten sei. »Da die Infektion durch engen Hautkontakt und möglicherweise auch über Schleimhautkontakt und Tröpfchen übertragen wird, empfehle ich aktuell besondere Vorsicht und Vermeidung von engen ungeschützten Kontakten mit unbekannten Personen«, sagt der Wissenschaftler.

Wer typische Krankheitsanzeichen an sich feststelle, solle umgehend seine Kontakte beschränken und sich in ärztliche Behandlung begeben. Sander warnt davor, die aktuelle Lage zu unterschätzen: »Die Dynamik des aktuellen Affenpocken-Ausbruchs ist ungewöhnlich und muss daher sehr ernst genommen werden, bis die Infektionsketten und Übertragungswege besser charakterisiert und effektiv unterbrochen wurden.«

Als Symptome der Affenpocken-Krankheit nennt das Haus von Gesundheitssenatorin Gote Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen sowie geschwollene Lymphknoten. Typisch sei auch ein Ausschlag, der häufig im Gesicht beginne und dann auf andere Körperteile übergreife. Nach aktuellem Kenntnisstand erholen sich Infizierte innerhalb mehrerer Wochen von der Krankheit, ein tödlicher Verlauf gilt als selten. Erhöhte Risiken sehen Medizinerinnen und Mediziner allerdings für Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem.

Im Vergleich zum Coronavirus übertragen sich Affenpocken offenbar deutlich schwerer von Mensch zu Mensch, weil für eine Ansteckung Körperkontakt erforderlich ist. Die Berliner Gesundheitsverwaltung rät dazu, enge – und insbesondere sexuelle – Kontakte mit wechselnden und fremden Personen zu vermeiden. Zum ersten Mal überhaupt war in Deutschland am vergangenen Freitag ein Fall von Affenpocken in München festgestellt worden. Wie das bayerische Gesundheitsministerium mitteilte, handelt es sich um einen 26-jährigen Patienten. mit dpa

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal