»Don’t call it Heimweh«

Margot Friedländer erhält die Ehrendoktorwürde der FU Berlin

Die Freie Universität Berlin ist ein Kind des Kalten Krieges, 1948 gegründet, als Pendant zur zwei Jahre zuvor wiedereröffneten vormaligen Friedrich-Wilhelm-Universität im sowjetischen Sektor des aufgeteilten Berlin. Im Gegensatz zu der alsbald in Humboldt-Universität umbenannten Alma Mater im Ostteil der Stadt, war die FU selbst nicht direkt NS-belastet. Margot Bendheim war elf Jahre, als in deutschen Städten am 10. Mai 1933 Scheiterhaufen loderten und fanatisierte Jugend Klassiker der Weltliteratur und Werke jüdischer Autoren in die Flammen warfen. Das Mädchen musste schmerzlich erfahren, wovor Heinrich Heine gewarnt hatte: »Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.«

Vergeblich hatte sich Familie Bendheim ins Ausland zu retten versucht; US-Behörden verweigerten 1938 die Einreise. Zunächst wurde der Vater ermordet, dann starben Mutter und Bruder in Auschwitz. Margot überlebte versteckt dank einiger couragierter Deutscher und eigenem Erfindungsreichtum. 1944 geriet jedoch auch sie in die Hände der Judenjäger und wurde ins KZ Theresienstadt deportiert, wo sie Adolf Friedländer traf, den sie vom Jüdischen Kulturbund her kannte. Mit ihm floh sie nach der Befreiung Deutschlands, übersiedelte nach New York. Erst nach dem Tod ihres Mannes 1997 begann sie, ihre Erinnerungen aufzuschreiben. 2004 kehrte sie nach Berlin zur Premiere ihres Films »Don’t call it Heimweh« zurück.

Am kommenden Mittwoch erhält die 100-Jährige die Ehrendoktorwürde der FU – »als Botschafterin der Erinnerung und der Menschlichkeit für jüngere Generationen«. Eigentlich hätte diese Ehrung der Humboldt-Universität gut angestanden, die nicht nur bei der Bücherverbrennung, sondern auch der Entlassung jüdischer Kommilitonen und Dozenten sowie der »Rassenforschung« 1933 bis 1945 eine unrühmliche Rolle gespielt hatte.

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