- Kommentare
- Medizin
Überfrachteter Beruf
Ulrike Henning über den zunehmenden Ärztemangel
Rund 54 000 berufstätige Ärztinnen und Ärzte sind zwischen 60 und 65 Jahre alt, noch einmal 35 000 schon über 65, weiß die Bundesärztekammer. Damit gehen rund 22 Prozent der aktiven Mediziner in nächster Zeit in Rente. Zwar gibt es im niedergelassenen Bereich immer mehr offene Akutsprechstunden, aber auf Dauer einen behandelnden Arzt zu finden, scheitert oft. Nachhaltig kann das nicht sein, wenn es um mehr als einen Infekt geht. Chronisch Kranke sind auf kontinuierliche Kontrollen und Verschreibungen angewiesen, und ihre Zahl dürfte steigen, da die Gruppe der Älteren wächst.
Ärzteorganisationen fordern nun mehr Studienplätze. Selbst wenn diese bald kommen, auf die Schnelle hilft das kaum. Die Gesamtausbildung bis zum Facharztabschluss dauerte etwa zehn Jahre. So führt kein Weg daran vorbei, die Ärzte schon vorher von Unnötigem zu entlasten. Etwa von bürokratischen Anforderungen, nicht funktionierenden Digitalisierungswerkzeugen oder von Tätigkeiten, die auch geschulte Mitarbeiter erledigen können. In jedem dieser Bereiche ist ein dickes Brett zu bohren. Die Ärzte allein werden das nicht regeln können, die Politik ist gefragt.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.