- Kommentare
- NS-Prozesse
Republik mit braunen Flecken
Aert van Riel über die letzten NS-Gerichtsprozesse
Mit Blick auf die NS-Zeit darf es auch 77 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs keinen Schlussstrich geben. Deswegen ist es berechtigt, dass die Verbrecher von damals weiterhin vor Gericht gestellt werden. Zurzeit wird einer früheren Sekretärin aus dem KZ Stutthof und einem einstigen SS-Wachmann aus dem KZ Sachsenhausen der Prozess gemacht. Viel erwarten kann man von diesen Prozessen selbstverständlich nicht. Wer Teil der einstigen Mord- und Vernichtungsmaschinerie war, der ist oft starrsinnig und will seine Schuld nicht gestehen. Hinzu kommt der schlechte Gesundheitszustand der Angeklagten, der die Verhandlungstage verkürzt. Wenn sie zu einer angemessenen Strafe verurteilt werden sollten, werden sie diese nicht absitzen müssen.
Dennoch sind die Prozesse von einer großen symbolischen Bedeutung für die Opfer. Sie führen der Öffentlichkeit vor Augen, dass frühere Täter lange unbehelligt in der Bundesrepublik leben konnten. Noch schlimmer war, dass nicht wenige nach dem Krieg Karriere machten und ein hohes Ansehen genossen. Wer den deutschen Umgang mit der eigenen Vergangenheit lobt, der ist blind für die braunen Flecken in der Bundesrepublik.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.