Eine Pandemie zu viel

Ulrike Henning über Rückschläge im Kampf gegen Aids

In der Corona-Pandemie verloren andere Krankheiten an Beachtung. Dazu zählt eine weitere Pandemie, die Verbreitung von HIV. Die Welt-Aids-Konferenz im kanadischen Montreal bietet Anlass, den Stand der Dinge zu beleuchten. Zwar gibt es gute Nachrichten: Einer Infektion mit HIV/Aids kann vorgebeugt werden. Schon eine Injektion mit dem Medikament Cabotegravir alle zwei Monate reicht dafür, berichtet die Organisation Ärzte ohne Grenzen. Diese Chance besteht aber für viele nicht, weil der britische Hersteller ViiV Healthcare für eine Jahresdosis pro Person aktuell etwa 26 400 Euro verlangt.

Viele ärmere Länder können sich das nicht leisten. Mehr noch: Die Corona-Pandemie hat, auch wegen schlechter Vorbereitung der Weltgemeinschaft auf eine solche Situation, die Gesundheitsprogramme im Fall von HIV/Aids stark beschädigt. Unter anderem im subsaharischen Afrika gab es deshalb weniger Aufklärung, weniger Tests, weniger Therapien. Die von Corona mit bewirkte wirtschaftliche Krise führte zu mehr Armut und damit zu mehr Kinderhochzeiten. So sind in manchen Regionen in Afrika von fünf neu mit HIV Infizierten vier Frauen.

Lücken bei der Finanzierung der Gegenprogramme gab es schon zuvor. Jetzt droht die teils gute bisherige Entwicklung zum Stillstand zu kommen; Rückschläge bei den jahrzehntelangen Mühen zur Eindämmung der Immunschwächekrankheit stehen auf der Tagesordnung. Die Gesamtzahl der Neuinfektionen ist weiter gesunken, aber schwächer als zuvor: In vielen Regionen weltweit gibt es mehr Neuansteckungen.

Zusätzlich sind Menschen mit HIV besonders gefährdet, im Fall einer Corona-Infektion schwer zu erkranken. Ein Grund, diese Personen bei den Impfungen zu priorisieren. Bis jetzt gelang es jedoch nicht, betroffenen Staaten des Südens ausreichend Vakzine zu liefern. Unter anderem die Einkaufspolitik der reichen Industriestaaten hat das verhindert.

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