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Die Löwen Frankfurt kommen, um zu bleiben

Der hessische Klub startet als hoffnungsvoller Aufsteiger in die neue Saison der DEL

Die Löwen gehen mit 16 Aufstiegshelden aus den siegereichen Playoff-Spielen gegen Ravensburg in die Erstligasaison.
Die Löwen gehen mit 16 Aufstiegshelden aus den siegereichen Playoff-Spielen gegen Ravensburg in die Erstligasaison.

Das »Abenteuer«, wie die Löwen ihren Auftritt in der deutschen Eliteklasse nach zwölfjähriger Unterbrechung bezeichnen, hat eine wechselvolle Vorgeschichte, die vor über sechs Jahrzehnten begonnen hat. 1959 wurde die Eishockey-Abteilung von Eintracht Frankfurt gegründet. 1991 löste sie sich auf und der Frankfurter ESC »Die Löwen« trat das Erbe an. Im März 1994 wurde schließlich die Frankfurt Lions Eishockey GmbH aus der Taufe gehoben, die auch am Profispielbetrieb der neugegründeten Deutschen Eishockey Liga (DEL) teilnahm. Hier spielten die Lions 16 Saisons ohne Unterbrechung und feierten 2004 den größten Triumph in der Vereinsgeschichte mit dem Gewinn des Meistertitels – mit 3:1 Siegen im Finale gegen die Eisbären Berlin. In den Folgejahren gab es ein wechselvolles Auf und Ab, dass für Lions schließlich abrupt mit der Insolvenz im Sommer 2010 endete.

Die 29. DEL-Saison

Der Modus sieht jeweils 56 Hauptrundenspiele für die wie in der Vorsaison 15 statt wie üblich 14 startberechtigten Klubs vor. Diese Runde endet am 5. März 2023.

Die Rangfolge in der Tabelle wird wie zuletzt nach dem Punktequotient bestimmt.

Für mögliche Spielverlegungen ist nur der Fall vorgesehen, wenn für mindestens 15 Spieler eines Klubs eine Quarantäne behördlicherseits ausgesprochen wird.

Die Playoffs werden wieder nach altem Reglement »best of seven« ausgetragen: im Viertelfinale ab 14. März, im Halbfinale ab 31. März und im Finale ab 14. April. Der 29. DEL-Meister steht spätestens am 27. April fest.

»Der Aufstieg bis ins Oberhaus war zwölf Jahre lang harte Arbeit. Wir mussten viel Willen und Energie einbringen«, resümiert Frankfurts geschäftsführender Gesellschafter Stefan Krämer und erinnert daran: »Der lange Weg begann am 10. Oktober 2010. An diesem Abend absolvierten die Löwen Frankfurt als eine Ablagerung des Stammvereins der Lions, den Young Lions Frankfurt, in der Regionalliga West ihr erstes Heimspiel in der neuen Saison und gewannen 7:1 gegen den Iserlohner EC. Wegen des großen Zuschauerandrangs wurde das Spiel mit viel Verspätung angepfiffen. Es war das Signal: Frankfurt braucht sein Eishockey.« Aber erst 2014 kehrten die Frankfurter aus der Drittklassigkeit zurück ins Profigeschäft der DEL2.

Acht weitere Jahre brauchten sie, um den Sprung aus der Zweitklassigkeit ins Oberhaus zu schaffen. Zwar holten die Hessen schon 2017 ihren ersten Meistertitel in der DEL2, aber damals gab es noch keine festgeschriebene Vereinbarung zwischen den beiden Ligen über den Auf- und Abstieg. 2018 scheiterten die Löwen als DEL2-Hauptrundenerster in den Final-Playoffs an den Ravensburg Towerstars. 2020 wurden sie erneut Hauptrundensieger, doch die Playoffs wurden aufgrund der Pandemie abgesagt.

»Die letzten Jahre mit Corona und dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine waren für uns eine schwierige und zeitweise existenzbedrohende Zeit«, schildert Krämer. »Spiele vor leeren Zuschauerrängen und die Trennung vom Hauptsponsor VTB-Direktbank waren für uns erhebliche Einschnitte. Inzwischen haben wir wieder verlässliche alte und neue Partner gefunden, die uns finanziell die Rückkehr in die Erstklassigkeit ermöglichen«, erklärt der Geschäftsführer.

Die entscheidende Stunde für die Frankfurter schlug am 22. April 2022, als in der Playoff-Finalserie Ravensburg diesmal ausgeschaltet und den Löwen das Recht des sportlichen Aufstiegs durch die Verantwortlichen der DEL eingeräumt wurde. Imponierend am Aufstieg: Die Finalserie wie auch die Playoffs im Halbfinale und Viertelfinale wurden ungeschlagen mit jeweils vier Siegen beendet. Das hatte es bislang noch nie gegeben.

Doch kaum war diese Erfolgssaison abgeschlossen, sorgten die Löwen für einen weiteren Paukenschlag. Der Verein trennte sich vom »Vater des Aufstiegs«, dem tschechischen Cheftrainer Bohuslav Subr, der erst zu Beginn der Spielzeit das Amt übernommen hatte. »Nach intensiven Gesprächen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Ansichten von Bohuslav und unsere Ansichten hinsichtlich der zukünftigen finanziellen Bedingungen weit auseinanderliegen. Deshalb haben wir ihm keinen Vertrag mehr angeboten«, begründet der Frankfurter Sportdirektor Franz-David Fritzmeier den ungewöhnlichen Schritt. Als neuen Cheftrainer präsentierten die Hessen Anfang Juli dann den Kanadier Gerry Flemming. Der 54-jährige ehemalige Profi bringt aus seinen drei Jahren als Co-Trainer bei den Eisbären Berlin viel Erstligaerfahrung mit.

Auf der Agenda der Löwen steht der Klassenerhalt obenan, wobei gegebenenfalls zwei Teams absteigen, wenn der DEL2-Meister aufsteigen kann. Doch der 47-jährige Sportdirektor Fritzmeier, der seit 2017 in Frankfurt das Sagen hat, wird nicht müde zu betonen: »Wir sind gekommen, um zu bleiben.«

Das neuformierte Team stützt sich auf 16 Aufstiegshelden und neun Neuzugänge mit drei Kanadiern und sechs deutschen Spielern, die ebenfalls Erstligaerfahrung aufweisen können. Ein Transfercoup ist mit der Verpflichtung des 22-jährigen Angreifers Dominik Bokk geglückt, der im Mai noch mit den Eisbären die Meisterschaft gefeiert hat. Er kommt per Leihe vom NHL-Klub Carolina Hurricanes. »Er hat ein tolles Offensivpotenzial und wird uns helfen, unsere Erstligatauglichkeit unter Beweis zu stellen«, schwärmt Fritzmeier. Für Bokk und Löwen-Trainer Flemming gibt es schon am vierten Spieltag ein Wiedersehen mit den Eisbären in Berlin.

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