Willkommenszelt wird abgebaut

Am Hauptbahnhof gibt es zukünftig keinen Aufenthaltsort mehr für Geflüchtete aus der Ukraine

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit einem Gottesdienst hat die Berliner Stadtmission zahlreichen Helfer*innen für ihr Engagement im Ukraine-Willkommenszelt am Hauptbahnhof gedankt. Dazu waren am Dienstag Hunderte haupt- und ehrenamtliche Mitstreiter*innen geladen. Anlass war der bevorstehende Abbau des »Welcome Hall« genannten Zeltes. Die Stadtmission betreute in dem rund 600 Quadratmeter großen Zelt mit 300 Sitzplätzen im Auftrag des Senats rund sieben Monate lang Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Helfer*innen versorgten die Menschen dort mit Essen und Trinken, verteilten Hygieneartikel, unterstützten sie beim Ausfüllen von Anträgen und Formularen oder organisierten ihren Weitertransport zum großen Willkommenszentrum in Tegel. Ende September wird die sogenannte Willkommenshalle am Bahnhof nun geschlossen, weil der Vertrag mit dem Senat ausläuft. Nach Angaben der Senatsverwaltung für Soziales war das von Anfang an so geplant, weil das Zelt nicht winterfest ist.

Ein Team aus Mitarbeitenden des DRK, der Berliner Sozialverwaltung und freiwilligen Helfer*innen werde »mit gut erkennbaren Westen und muttersprachlichen Kenntnissen die ankommenden Geflüchteten aus der Ukraine begrüßen, betreuen und nach ihren Plänen fragen«, teilte die Senatsverwaltung auf nd-Nachfrage mit. »Überdies besteht weiterhin die Möglichkeit, kostenlose Tickets der Deutschen Bahn für die Weiterreise zu erhalten oder mit Bus-Shuttles ins Ukraine-Ankunftszentrum (UA TXL) gefahren zu werden. Dort steht das gesamte Angebot zur Erstversorgung (Verpflegung, medizinische Betreuung, Unterbringung, Haustierversorgung) allen Ankommenden zur Verfügung«, heißt es weiter.

Nachdem Russland am 24. Februar einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hatte, war im März das Zelt am Hauptbahnhof eingerichtet worden, um ankommende Kriegsflüchtlinge erstzuversorgen. Bis jetzt wurden dort laut Stadtmission gut 290 000 Menschen betreut. In der ersten Zeit seien es bis zu 7000 Geflüchtete pro Tag gewesen, zuletzt um die 200 pro Tag. Neben mehr als 40 Beschäftigten der Berliner Stadtmission engagierten sich in dem Zelt rund 500 ehrenamtliche Helfer*innen – zu Beginn 150 täglich, wie Sprecherin Barbara Breuer auf nd-Nachfrage mitteilte. Insgesamt kamen seit Kriegsbeginn laut Sozialverwaltung mindestens 335 000 Geflüchtete aus der Ukraine in Berlin an, zum Teil reisten sie in andere Teile Deutschlands oder andere Staaten weiter. Dem Landesamt für Einwanderung zufolge lagen bis zum 11. September 44 913 Anträge für einen Aufenthaltstitel für 80 346 Ukrainer*innen vor. 40 887 Aufenthaltstitel wurden bisher gewährt. Die Registrierung ist Voraussetzung, um soziale Leistungen beziehen, medizinische Versorgung erhalten oder eine Arbeit aufnehmen zu können.

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