Armut statt Inklusion

Lisa Ecke zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen

  • Lisa Ecke
  • Lesedauer: 2 Min.

Menschen mit Behinderung werden in Deutschland benachteiligt und ausgeschlossen. Obwohl hier seit 2009 die UN-Behindertenrechtskonvention gilt, ist die öffentliche Infrastruktur immer noch nicht flächendeckend barrierefrei. Etwa Gehwege oder öffentliche Verkehrsmittel. Lediglich rund 20 Prozent der Arztpraxen sind für Menschen, die einen Rollstuhl nutzen, zugänglich. Nur in sieben Prozent der über 87.000 Sportvereine in Deutschland gibt es Angebote für Menschen mit Behinderungen, überall sind Barrieren. Aber nicht nur wird eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erschwert, es gibt auch keinen Schutz vor Gewalt. Frauen mit Behinderung sind zwei- bis dreimal häufiger von sexueller Gewalt betroffen als Frauen ohne Behinderung.

Doch es sind nicht nur die zu langsam abgebauten Barrieren, die dafür sorgen, dass Menschen mit Behinderung die gesellschaftliche Teilhabe enorm erschwert wird. Die systematische Benachteiligung geht noch viel weiter. Menschen mit Behinderung sind viel öfter von Armut betroffen, viel stärker als andere auch von Arbeitslosigkeit. Seit Mitte der 2000er Jahre leben sie deutlich häufiger in einem Haushalt mit einem Einkommen unterhalb der Armutsgrenze. Und die Unterschiede dieser Armutsbetroffenheit zwischen Menschen mit und ohne Behinderung sind laut dem Paritätischen Wohlfahrtsverband bis heute sogar weiter vergrößert worden. Zudem müssen sie im Schnitt mehr von ihrem Einkommen für Wohnkosten ausgeben. Barrierefreie Wohnungen sind rar und häufig teurer. Um Inklusion zu erreichen, ist es nicht nur notwendig, die Barrieren im öffentlichen Raum abzubauen. Um die Ausgrenzung zu beenden, muss auch die Grundsicherung erhöht werden. Nur so könnte der Ausschluss von vielen Aktivitäten für Menschen mit Behinderung und chronischen Krankheiten gestoppt werden.

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