Teurer Sohn

Neue Vorwürfe gegen Hunter Biden, die seinem Vater Joe schaden sollen

Die Derealisierung der US-Politik geht weiter. Um Präsident Joe Biden zu treffen, greifen Trumpisten wieder seinen Sohn Hunter an. Nachdem sie den 51-jährigen Anwalt schon verschiedentlich diskreditiert haben (was aufgrund seines Lebenswandels zwischen Hedonismus und Lobbyismus nicht so schwer war), machen sie ihn nun als Künstler fertig. Seine Bilder seien keinesfalls die Preise wert, die eine New Yorker Kunstgalerie dafür aufrufe: 200 000 Euro und mehr. Der republikanische Politiker James Comer, der im Repräsentantenhaus dem »Ausschuss für Aufsicht und Reformen« vorsteht, behauptet, dass die Käufer sich damit Einfluss beim US-Präsidenten erkaufen wollten. Weil man bislang nicht weiß, wer sie sind, will Comer den Besitzer der Kunstgalerie verhören.

Nichts ist für die Trumpisten schöner als die Familie, betonen sie gern. Deshalb brechen sie Fragen der Politik und der Ökonomie auch auf das Niveau einer schlichten Familienserie herunter. Schon früher verdächtigten sie Joe Bidens Sohn aus erster Ehe, merkwürdige Geschäfte mit Ukrainern und Chinesen zu tätigen – gedeckt und gefördert von seinem Vater, der unter Barack Obama Vizepräsident und Ukraine-Beauftragter war. Als Donald Trump Präsident war, soll er versucht haben, Präsident Wolodymyr Selenskyi zu erpressen, gegen Joe und Hunter Biden Ermittlungen wegen Korruption einzuleiten. Dafür wollten die Demokraten dann Trump seines Amtes entheben, hat aber nicht geklappt. Auch die weitere Demontage Trumps gestaltete sich zähflüssiger als gedacht. Als sie ihm vorwarfen, alte Akten aus dem Weißen Haus bei sich zu Hause aufzubewahren, warfen die Republikaner Biden dasselbe aus seiner Zeit als Vizepräsident vor.

Jetzt ist wieder sein Sohn dran: »Warum würde irgendjemand Hunter Biden viele Dollars für Kunst bezahlen, die wohl wertlos ist? Er ist kein Pablo Picasso«, meint James Comer auf Twitter. Biden malt irgendwas zwischen Surrealismus und Impressionismus. Angeblich will er sich damit nach diversen Eskapaden im Privatleben neu erfinden. Die neueste Affäre um seine Person vereinigt auf anschauliche Weise zwei problematische Tendenzen: Politik als Gossip und Kunst als Geldanlage und sonst nichts.

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.