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Kirche im Nebel
Der Vatikan spielt eine unrühmliche Rolle bei der Aufklärung von Missbrauchsskandalen
Wer sich das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche anschaut, fällt vom Glauben ab. Es ist erschütternd, dass sich das Wissen darüber sowie das Vertuschen, Leugnen und Lügen durch alle Instanzen zieht, vom Pfarrer und Seelsorger bis zum Papst. Das zeigt ein jüngst gefundener Brief von Joseph Ratzinger. Schon als Erzbischof war er Mitwisser und hat nichts unternommen, um einen übergriffigen Pfarrer von seinem Tun abzuhalten. Zweifelsohne hat auch Ratzinger schwere Schuld auf sich geladen.
Nun mag ja mancher denken, dass innerhalb der Kirche ein Paradigmenwechsel eingesetzt hat, weil ja mittlerweile eine Reihe von Gutachten über Missbrauch erschienen sind. Aber nach wie vor wird im Zweifelsfall oft die schützende Hand über den »Bruder im Nebel« gehalten, wie es intern hieß. Würdenträger halten zusammen, wollen vor allem Schaden von der Kirche abhalten und nicht Straftaten aufklären. Die Opfer sehen sich einer Institution gegenüber, die einem Syndikat gleicht. Sie fühlen sich immer noch ohnmächtig und gedemütigt.
Kein Wunder, dass so viele Gläubige der Kirche den Rücken kehren.
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