Grüne Vision am Nordseestrand

Investoren planen an Dänemarks Küste einen grünen Wasserstoffpark

  • Andreas Knudsen
  • Lesedauer: 4 Min.

Megaton ist der Projektname für den integrierten Energiepark an der Westküste Jütlands, den das dänische Unternehmen GreenGo zusammen mit seinen Partnern bauen will. Der Name klingt futuristisch, aber die Vision dahinter scheint zukunftsträchtig zu sein, falls alles so endet im Jahr 2030, wie es gegenwärtig geplant ist. Die kombinierte Produktion von Elektrizität aus Solarzellen sowie Onshore- und Offshore-Windrädern im Megaton-Energiepark soll das Problem der kontinuierlichen Produktion lösen, unter der erneuerbare Energiequellen gegenwärtig noch leiden. Zu viel oder zu wenig Wind oder starke Bewölkung machen erneuerbare Energiequellen zu einer Herausforderung für die Netzbetreiber, die eine gleichmäßige Grundlast benötigen, um die Stromversorgung von Bevölkerung und Industrie zu sichern.

Theoretisch können die Windräder in Dänemark gegenwärtig etwa die Hälfte des Stromverbrauches des Landes liefern, aber in der Praxis ist es weitaus weniger. Überproduktion von Strom muss entweder zu Preisen unter den Kosten auf dem europäischen Markt verkauft werden oder führt zu Abschaltungen von Windrädern, obwohl die Windverhältnisse ideal sind. Deshalb ist das Land noch auf Stromerzeugung durch fossile Energieträger und Atomkraft angewiesen, um die Spannung und die Netzfrequenz konstant auf 50 Hertz zu halten. Nur wenige Minuten unter 49,9 Hertz hinterlassen Millionenschäden in Übertragungseinrichtungen.

Das Megaton-Projekt ist aber nur zum Teil darauf gerichtet, den Stromverbrauch von Dänemark zu decken, obwohl der Park potenziell 30 Prozent dafür liefern könnte. Vielmehr steht die Produktion von Wasserstoff und anderen Brenn- und Treibstoffen wie Methanol und Ammoniak im Vordergrund. Dafür ist die kontinuierliche Stromproduktion zu wettbewerbsfähigen Preisen notwendig, um die Elektrolyse optimal durchführen zu können. Power-to-X (PtX) ist Megatons primäres Ziel und rechtfertigt damit den futuristischen Namensanstrich. Bei dieser Technologie geht es um die Herstellung von Wasserstoff insbesondere für die Langfristspeicherung und den Einsatz im Flug- und Schiffsverkehr.

Die 4-Gigawatt-Solar- und Windkraftprojekte sollen jährlich 11,5 Terawattstunden Ökostrom erzeugen. Vermutlich werden mehr als 85 Prozent direkt im Megaton Energiepark für die Produktion von grünen Energieträgern verbraucht. Damit erfüllt das Projekt die Bedingungen der in Vorbereitung befindlichen Direktive der EU, wie grüner Wasserstoffproduktion definiert wird. Die Stromproduktion muss lokal geschehen und ausschließlich auf erneuerbaren Energiequellen basieren, die zu diesem Zweck neu errichtet werden.

Geplant sind zwei Windradparks zu Land und in Küstennähe mit jeweils zwei Gigawatt, die mit einer Solaranlage von noch einmal vier Gigawatt ergänzt werden. Verbunden wird die neue Anlage mit einem Umspannwerk in der Nähe von Ringkøbing, über die die überschüssige Energie in das Stromnetz eingespeist werden wird. Unterstützt wird das Projekt auch von der Lokalpolitik, die die Gemeinde Ringkøbing zu einem Zentrum erneuerbarer Energie entwickeln will. Das Konsortium hinter dem Energiepark lockt mit 300 bis 500 dauerhaften Arbeitsplätzen.

Die Kosten für das Megaton-Projekt werden auf etwa acht Milliarden Euro beziffert. Das Projekt soll in Etappen gebaut und 2030 fertig werden. Die Finanzierung ist noch nicht abgeschlossen und dürfte sich noch hinziehen. Das GreenGo-Konsortium spricht zwar von großem Interesse möglicher Investoren, doch die wünschen sich natürlich Garantien für den Absatz des noch zu produzierenden Wasserstoffs und der anderen Chemikalien. Auch liegen noch keine Baugenehmigungen für das Projekt vor.

Der Transport insbesondere von Wasserstoff ist eine weitere technologische Herausforderung. Zunächst soll er konventionell mit der Bahn oder per Lkw an seine Bestimmungsorte transportiert werden, später soll dies über eine Pipeline geschehen. Dafür gibt es aber noch keine Technologie, da Wasserstoff entweder unter hohem Druck oder tiefgekühlt transportiert werden muss. Deutschland und Norwegen wollen entsprechend eines Rahmenabkommens eine solche Technologie entwickeln und eine Pipeline zwischen beiden Ländern bauen, an die auch Megaton angeschlossen werden könnte.

Zum Gesamtbild gehört auch, dass die Umwandlung von Ökostrom in Wasserstoff energieintensiv ist und einen geringen Wirkungsgrad hat. GreenGo arbeitet daher zusammen mit etablierten Produzenten von Solar- und Windanlagen, um ein ökonomisch und technologisch tragfähiges Projekt aufbauen zu können.

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