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Von Greta zum globalen Klimastreik

Die Klimastreiks haben sich verändert, setzen heute andere Akzente als in den Anfangstagen

Schon damit die Klimakrise ein Thema bleibt lohnt es sich auf die Straße zu gehen.
Schon damit die Klimakrise ein Thema bleibt lohnt es sich auf die Straße zu gehen.

In diesem Sommer ist es fünf Jahre her, dass sich Greta Thunberg mit ihrem »Skolstrejk för klimatet« (Schulstreik für das Klima) Schild vor den schwedischen Reichstag gesetzt hat. Es war der Hitzesommer im Jahr 2018. In dem skandinavischen Land standen die Wahlen zum Reichstag kurz bevor. Thunberg demonstrierte bis zu den Parlamentswahlen drei Wochen lang täglich für eine bessere Klimapolitik. Danach wechselte sie in den Rhythmus des freitäglichen Streiks. Schwedische und danach internationale Medien wurden auf den Protest der damals 15-Jährigen aufmerksam.

In Deutschland spitzte sich parallel zu Thunbergs Klimastreik der Protest gegen die Rodung des Hambacher Forstes im Rheinischen Revier zu. Wöchentlich kamen tausende Menschen zu Waldspaziergängen. Der Höhepunkt war eine große Kundgebung mit 50 000 Menschen am Waldrand, in deren Umfeld der Wald von Aktivist*innen wieder besetzt wurde.

In der Folge des Streiks in Schweden und der Auseinandersetzung um den Hambacher Forst wuchs in Deutschland, gerade unter Schüler*innen, die Bereitschaft, für das Klima auf die Straße zu gehen. Das »nd« berichtete am 30. November 2018 erstmals über Fridays for Future in Deutschland und zitierte einen Berliner Schüler mit Sätzen, die er wohl heute genauso sagen könnte: »Der Klimawandel wartet nicht auf unseren Schulabschluss. Er ist längst eine reale Bedrohung für unsere Zukunft. Gleichzeitig unternehmen unsere Politikerinnen und Politiker nichts, um die Klimakrise abzuwenden.«

In den folgenden Wochen und Monaten wuchs Fridays for Future zur globalen Bewegung. Auf allen Kontinenten gingen junge Menschen auf die Straße, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Am 15. März 2019 sollen weltweit über 1,8 Millionen Menschen am Klimastreik teilgenommen haben. Wenige Monate später, im September, beteiligten sich in Deutschland 1,3 Millionen in fast 600 Städten am globalen Streik. Allein in Berlin protestierten 270 000 Menschen. Ende November 2019 streikten noch 630 000 in Deutschland.

Dann kam Corona. Der nächste Klimastreik im April 2020 wurde hauptsächlich als Netzstreik durchgeführt. Fridays for Future freute sich über 230 000 Livestream-Zuschauer*innen und 40 000 Tweets. Ein nächster Höhepunkt, der wieder auf der Straße stattfand, war der Klimastreik unmittelbar vor der Bundestagswahl 2021. Über 600 000 Menschen beteiligten sich an den Protesten. Danach wurden die globalen Klimastreiks kleiner. Zehntausende gingen aber immer noch bundesweit auf die Straße. Zuletzt im vergangenen September.

Dass die Streiks kleiner werden, hat zahlreiche Gründe. Politische Bewegungen unterliegen gewissen Dynamiken. Ganze Klassen gehen, anders als 2019, nur noch selten gemeinsam auf die Straße. Viele aus der ersten Generation von Fridays for Future haben außerdem mittlerweile die Schulen verlassen und studieren. Die Klimabewegung hat sich weiter ausdifferenziert. Junge Leute, die über Fridays for Future politisiert wurden, sind heute in anderen Zusammenhängen aktiv. Einige der Besetzer*innen von Lützerath hatten ihre ersten politischen Erfahrungen bei den freitäglichen Streiks. Heute ist es ihnen zu wenig ambitioniert, nur zu protestieren. Sie wollen die Klimakrise möglichst am Ort der Verursachung aufhalten.

Trotzdem bleiben die großen Klimastreik-Aktionstage wichtig. Sie sind inhaltlich konkreter aufgestellt als in den Anfangstagen. Lokale Themen, wie etwa in Berlin die A100 oder in NRW Lützerath, spielten beim letzten Streik eine größere Rolle. Diesmal ist die Verkehrswende gemeinsam mit Verdi zentrales Thema. Das zeigt auch, dass der Klimastreik mittlerweile deutlich über Fridays for Future hinausgeht. Viele Organisationen beteiligen sich und diskutieren gemeinsam über zentrale Themen.

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