- Kommentare
- Kommentar zum Strafbarkeitsalter
Strafen machen nichts gut
Ulrike Henning über populäre Reflexe nach Verbrechen
Nach der Tötung einer Zwölfjährigen aus dem nordrhein-westfälischen Freudenberg durch zwei etwa gleichaltrige Mädchen dauerte es nicht lange, bis Rufe nach der Absenkung des Strafbarkeitsalters laut wurden. Unter den üblichen Verdächtigen Vertreter der CDU, und, wie nicht anders zu erwarten, die Gewerkschaft der Polizei. Als spontane Reaktion einer hilflosen Öffentlichkeit erscheint die Forderung verständlich. Jedoch spricht sehr viel dagegen, derartigen Reflexen zu folgen.
Auch wenn hier das Strafrecht aus Altersgründen nicht zum Einsatz kommen kann, gibt es Möglichkeiten im Familienrecht, um sehr junge Straftäter zu beeinflussen. Das kann bis zum Entzug des Sorgerechtes und der Unterbringung in einem Heim oder einer psychiatrischen Einrichtung gehen. Die Entscheidung ist gut abzuwägen. Man weiß nicht, warum die Kinder ein Messer genommen haben und losgegangen sind. Die Ermittlungen müssen das erhellen. Es geht darum, zu verstehen, was passiert ist und was grundsätzlich schief gelaufen ist. Egal, in welchem Rahmen auf die Tat reagiert wird: Strafen, bis der Mensch gut ist, hat noch nie funktioniert.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.