Linke-Politiker Ruß regiert in Reichenbach

Linke-Politiker gewinnt OB-Wahl in Stadt im Vogtland

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 3 Min.
Kommunalpolitik: Linke-Politiker Ruß regiert in Reichenbach

Der Linke-Politiker Henry Ruß wird neuer Oberbürgermeister von Reichenbach im Vogtland. Der 59-Jährige setzte sich bei der Wahl des neuen Rathauschefs gegen Amtsinhaber Raphael Kürzinger (CDU) und einen parteilosen Bewerber durch. Mit 48,3 Prozent konnte er sein Ergebnis gegenüber der ersten Runde bei etwas höherer Wahlbeteiligung um fast fünf Punkte steigern und den Vorsprung gegenüber Kürzinger auf über zehn Punkte ausbauen. Ruß erklärte anschließend, er wolle als Oberbürgermeister »so nah wie möglich an den Bürgern« agieren. Sein Amt tritt er voraussichtlich am 8. Mai an.

In seiner derzeit krisengeschüttelten Partei sorgte der Wahlerfolg in der 20 000 Einwohner zählenden ehemaligen sächsischen Kreisstadt für Begeisterung. Co-Parteichef Martin Schirdewan kommentierte auf Twitter mit einem erleichterten »Yes!«. Dietmar Bartsch, einer der beiden Vorsitzenden der Fraktion im Bundestag, frohlockte, Die Linke habe »das Kümmern nicht verlernt«. Sie müsse nun »dieses Faustpfand wieder offensiver nutzen«. Die Landesparteichefs Susanne Schaper und Stefan Hartmann erklärten, mit Ruß habe sich ein »langjährig engagierter Kommunalpolitiker mit sozialem Profil« durchgesetzt.

Der künftige Rathauschef gehört seit 25 Jahren dem Stadtrat an, führt die dortige Fraktion seiner Partei und vertritt diese auch im Kreistag. Zuletzt engagierte er sich gegen die Schließung des Krankenhauses in Reichenbach, dessen privater Betreiber für das Haus Insolvenz angemeldet hatte und in dem Ende dieser Woche die Lichter ausgehen. Die Linke hatte erfolglos eine Rekommunalisierung gefordert. Die Zukunft der Gesundheitsversorgung im Ort wird für den neuen Oberbürgermeister nun ebenso ein Thema wie die schwierige Haushaltslage. Diese bedroht auch kulturelle Einrichtungen wie das Neuberinhaus, dessen Name an die Theaterprinzipalin Caroline Neuber als bekannteste Tochter der Stadt erinnert.

Der Landesverband der Linken schöpft aus dem Erfolg im Vogtland Zuversicht für die Wahlen im nächsten Jahr, vor allem die Kommunalwahl im Frühjahr. Schaper und Hartmann erklärten, er mache »Tausenden Kommunalpolitikerinnen und -politikern Mut«. Die Partei stellt derzeit mit Volker Holuscha in Flöha noch einen weiteren Oberbürgermeister. Auch die Rathäuser von Lugau, Geyer, Liebstadt und Bennewitz werden von Politikern der Linken geführt. In Dresden und Leipzig stellt sie je zwei Beigeordnete. Zudem wurden gemeinsam mit SPD und Grünen der OB von Leisnig und der Landrat von Mittelsachsen unterstützt, die 2022 ins Amt kamen. 2024 werden in Sachsen die Kreistage, Stadt- und Gemeinderäte gewählt. Bei der vorangegangenen Abstimmung im Jahr 2019 hatte Die Linke rund ein Drittel ihrer dortigen Mandate eingebüßt, in manchen ländlichen Regionen die Hälfte. Zu den großen Herausforderungen gehört es derzeit, für die Wahl im nächsten Jahr genügend Kandidaten zu finden.

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