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Champions League: Dem FC Bayern fehlt etwas zu Europas Spitze

Münchner Fußballerinnen scheiden durch eine 0:2-Niederlage gegen Arsenal im Viertelfinale aus

  • Christian Stüwe
  • Lesedauer: 4 Min.
Die Münchnerinnen um Georgia Stanway (l.) konnten Noelle Maritz’ Arsenal im Londoner Regen nicht genug entgegensetzen.
Die Münchnerinnen um Georgia Stanway (l.) konnten Noelle Maritz’ Arsenal im Londoner Regen nicht genug entgegensetzen.

Nach Abpfiff musste Tuva Hansen von Teambetreuerin Alexandra Milchgießer erst einmal getröstet werden. Der Abwehrspielerin des FC Bayern München war im Londoner Regen in der 19. Minute des Viertelfinalrückspiels in der Champions League gegen Arsenal ein fataler Fehlpass unterlaufen, der das erste Gegentor durch Frida Maanum eingeleitet hatte. Die Selbstvorwürfe waren offensichtlich.

Die ernüchternde 0:2-Niederlage am Mittwoch und das damit verbundene Ausscheiden der Münchnerinnen aus der Königinnenklasse an dieser Aktion festzumachen, würde aber zu kurz greifen. Viel mehr stand das ganze Team in der ersten Halbzeit neben sich und zeigte eine Leistung, die nach zuvor 14 Pflichtspielsiegen in Serie und zuletzt sieben Erfolgen ohne Gegentor verwunderte. Die Abwehr wackelte bedenklich, leistete sich Abspielfehler und bekam keinen Zugriff auf die Offensivspielerinnen Arsenals. Beim zweiten Gegentor durch die Schwedin Stina Blackstenius (26.) sah die Münchner Defensive ebenfalls nicht gut aus.

Auch der Angriff der Bayern-Frauen fand nicht ins gewohnte Spiel und konnte weder für Gefahr, noch für Entlastung sorgen. Nur die gute Torhüterin Mala Grohs und die nicht sonderlich konsequente Chancenverwertung der »Gunners« verhinderten bis zur Halbzeit ein Debakel. »In der ersten Halbzeit haben wir 20 Minuten einfach gepennt und waren hinten raus zu fahrlässig. Wir hatten leichte Abspielfehler, das wurde dann eiskalt bestraft. Von daher war es für Arsenal verdient«, zog Kapitänin Lina Magull ernüchtert ihr Fazit.

Trainer Alexander Straus zeigte sich ebenfalls enttäuscht. »Wir haben das Spiel in zehn, fünfzehn Minuten weggeben. Da sind uns Sachen passiert, die uns normalerweise nicht passieren«, sagte der Norweger. In der Halbzeit stellte Straus um, die Mannschaft fand dann auch deutlich besser ins Spiel. Nach dem 1:0-Heimsieg im Hinspiel in der vergangenen Woche fehlte den Münchnerinnen nur ein Tor, um es in die Verlängerung zu schaffen. Doch obwohl Straus mit Jovana Damnjanović und Ivana Rudelić zwei Stürmerinnen einwechselte, gelang es nicht mehr, die frühere Bayern- und jetzige Arsenal-Torhüterin Manuela Zinsberger wirklich zu gefährden.

Nur vier Tage nach dem Sieg im Spitzenspiel der Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg schien der Mannschaft einfach die Kraft auszugehen. Ohne die angeschlagenen Carolin Simon und Tainara sowie die Langzeitverletzten Linda Dallmann und Giulia Gwinn fehlten Straus auch die Alternativen, um effektiv rotieren zu können.

Der schon länger anvisierte Schritt ins Finale der Champions League wurde somit abermals verpasst. In der Saison 2018/19 hatten es die Bayern bis ins Halbfinale geschafft und waren knapp an Barcelona gescheitert. Vor zwei Jahren verloren sie in der Runde der letzten Vier gegen Chelsea. »Es ist frustrierend, wie schon in den letzten Jahren im Viertel- oder im Halbfinale auszuscheiden«, ärgerte sich Magull.

Ärgerlich ist auch, dass es nun im Halbfinale kein weiteres Highlight-Spiel in der großen Heimarena der Männer geben wird. Bis zur europäischen Spitze scheint noch ein Stück zu fehlen. Den Verantwortlichen ist aber durchaus bewusst, dass vieles zusammenkommen muss, um in der Champions League um den Titel mitspielen zu können. Ohnehin war die erste Spielzeit unter Straus eher als Umbruchsaison eingeplant worden, der Angriff auf Europas Spitze soll in den kommenden Jahren forciert werden.

Zunächst können sich die Bayern aber ganz darauf konzentrieren, an den letzten sechs Spieltagen der Bundesliga die Tabellenführung zu verteidigen und die Meisterschaft, den für sie wichtigsten Titel, zu gewinnen. Dem vor allem in der Defensive dünn besetzten Kader könnte der Wegfall der Dreifachbelastung sogar guttun. Am Sonntag treten die Münchnerinnen beim abstiegsbedrohten SV Meppen an, eine gute Gelegenheit, um nach der Enttäuschung von London wieder in die Spur zu finden. Schließlich steht nach der Länderspielpause am 15. April das Halbfinale des DFB-Pokals gegen die Titelverteidigerinnen aus Wolfsburg an. »Wir können noch viel erreichen in dieser Saison und werden weiter kämpfen«, kündigte Straus an.

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