- Kommentare
- Kommentar
Das Versagen der Tarifpolitik
Die Anpassung des Mindestlohns ist wegen der Inflation notwendig
Dies sei »Staatslohnsetzung statt Tarifpolitik«, poltert der mittelständisch geprägte Arbeitgeberverband BDA. Auslöser der österlichen Kapital-Botschaft war eine Äußerung von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, er erwarte eine deutliche Anhebung des Mindestlohns. Die Entscheidung über die Anpassung der verbindlichen Lohnuntergrenze zum 1. Januar 2024 trifft zwar eine unabhängige Kommission, doch Heil spricht nur das aus, was angesichts der anhaltend hohen Inflation absehbar ist. Selbst die FDP hat nur zu kritisieren, dass sich der SPD-Minister überhaupt einmischt.
Dass Heil dies tut, ist naheliegend. Die Mindestlohnerhöhung auf zwölf Euro vom Oktober 2022 war das Prestigeprojekt der SPD in der Dreierkoalition, doch die Inflation höhlt die bedeutende Aufwertung von Niedriglohnbeziehern zunehmend aus. Zumal sich die Unternehmerseite in den laufenden Tarifrunden so vehement gegen Festbeträge wehrt, die den unteren Gehaltsklassen am meisten nutzen. Und so viele Firmen an die Verhandlungen gar nicht mehr gebunden sind. Auch der BDA müsste deshalb klar sein, dass die Notwendigkeit eines höheren Mindestlohns nur auf eines hinweist: das Versagen der Tarifpolitik.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.