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FC Bayern: Der Misserfolg von Oliver Kahn und Hasan Salihamizic

Wie die Fehler der Vereinsführung zur Krise in München führten

  • Elisabeth Schlammerl, München
  • Lesedauer: 4 Min.
Mal laut, mal leise – selten passend: Vorstandschef Oliver Kahn (l.) und Sportvorstand Hasan Salihamidzic
Mal laut, mal leise – selten passend: Vorstandschef Oliver Kahn (l.) und Sportvorstand Hasan Salihamidzic

Thomas Tuchel hat vor ein paar Tagen einen bemerkenswerten Satz gesagt. »Innen«, ließ der Trainer des FC Bayern München wissen, »ist es ein sehr ruhiger Klub«. Im positiven Sinne ruhig, weil der Fokus auf den Sport gerichtet sei, darauf, dass die Mannschaft nicht in ihren Abläufen gestört werde. Und es ist auch nicht bekannt, dass Vorstandschef Oliver Kahn oder Sportvorstand Hasan Salihamidzic vor dem Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Manchester City an diesem Mittwoch hinter verschlossenen Türen gewütet hätten. Vermutlich wäre so etwas längst nach außen gedrungen, so wie derzeit bei den Münchnern so vieles nach außen dringt, was besser intern geblieben wäre. Auf der anderen Seite ist es das Schweigen der Führungsriege, das irritiert.

Es geht nicht um Rumpoltern oder eine medienwirksame Schelte, die vom eigentlichen Problem abzulenkt, sondern darum, in einer ziemlich misslichen Situation, an der Kahn und Salihamidzic nicht ganz unschuldig sind, Stellung zu beziehen. Kahn sieht seit seinem Amtsantritt im Sommer 2021 seine Aufgaben beim FC Bayern eher im großen Ganzen als an der Basis. Die Kommunikation überlässt er deshalb lieber Salihamidzic. Der aber machte am vergangenen Sonnabend nach dem Unentschieden gegen Hoffenheim – das wenig Hoffnung auf ein Fußball-Wunder machte, das 0:3 gegen Manchester aus dem Hinspiel aufzuholen – einen großen Bogen um die Interview-Zone.

Nicht der Trainer ist in diesem Fall das Gesicht der Münchner Krise, sondern die Entscheider – und da zu einem großen Maß Salihamidzic. Seit er vor sechs Jahren vom Markenbotschafter erst zum Sportdirektor und später zum Sportvorstand befördert worden war, könnten die Amplituden bei der Bewertung seiner Arbeit kaum größer sein. Von Anfang an war der ehemalige Bayern-Profi kritisch beäugt worden. Er hatte mit dem Ruf zu kämpfen, dass er den Job vor allem deshalb bekam, weil Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sicher sein konnten, in ihm einen dankbaren Angestellten zu haben, der sich kaum gegen sie stellen würde. Und Salihamidzic wollte es allen recht machen – und gab deshalb oft in der Außenwirkung kein gutes Bild ab. »Im Rückblick lässt sich sagen, dass ich mich hätte klarer positionieren müssen«, sagte er einmal in der »Zeit« über die Anfangsjahre als Sportdirektor.

Als Salihamidzic‘ größter Coup galt lange die Verpflichtung von Alphonso Davies, wobei es auch da verschiedene Meinungen gab, wer das junge Talent aus Kanada entdeckt hatte. Als er dann auch noch nach dem Sieg in der Champions League 2020 ein paar Spieler, mit denen nicht nur der damalige Trainer Hansi Flick nichts anfangen konnte, für zum Teil viel Geld holte und es schließlich zum Zerwürfnis zwischen beiden kam, war das Image am Boden.

Wenn sich allerdings in dieser Zeit jemand erdreistete, Salihamidzic zu kritisieren, musste damit rechnen, einen Anruf vom Tegernsee zu bekommen. Hoeneß griff dann gerne zum Telefon, um mitzuteilen, dass der Sportdirektor, der später zum Sportvorstand aufstieg, »überragende Arbeit« leiste. Einmal hat sich der frühere Präsident sogar in die sonntägliche Livesendung des Doppelpass-Fußball-Talks auf Sport1 durchstellen lassen, um die Vorzüge seines Nach-Nach-Nachfolgers herauszuheben.

Im vergangenen Sommer konnte Hoeneß das Mandat als Anwalt von Salihamidzic niederlegen – oder wenigstes ruhen lassen. Plötzlich stieg der Sportvorstand in der Wahrnehmung vom bis dahin schlechtesten zum gefühlt besten Manager auf, und das nicht nur in der Bundesliga, sondern auch im Fußball Europas. Er hatte mit Sadio Mané und Matthijs de Ligt zwei Weltstars nach München locken können und ist zudem noch ein paar Ladenhüter für gutes Geld losgeworden. Dass der eine, Mané, schon 30 Jahre war und der andere, de Ligt, nach seiner Entdeckung bei Ajax eher bescheidene Jahre in Italien hinter sich hatte – geschenkt!

Aber nun schlägt das Pendel wieder in die andere Richtung aus, weil die Personalpolitik doch nicht so schlüssig war wie zu Saisonbeginn gedacht und sich in der entscheidenden Phase die Defizite des Kaders zeigen. Außerdem erwies sich der Trainerwechsel als Rohrkrepierer – ganz zu schweigen von der desaströsen Kommunikation in diesem Zusammenhang und auch danach. Wenn die Münchner wie erwartet am Mittwoch ihren letzten Auftritt in der Champions League haben, die Mannschaft sich gar vorführen lassen muss von Pep Guardiolas Team, was durchaus zu befürchten ist, dann wird es eng werden für Salihamidzic. So eng wie noch nie. Und ob Hoeneß noch einmal in die Anwaltsrolle schlüpfen wird, ist fraglich.

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