Umstieg auf Erneuerbare Energien: Wärmewende mitgestalten

Bürgerbegehren Klimaschutz erklärt in einem Leitfaden, wie kommunale Beteiligung gelingt

  • Louisa Theresa Braun
  • Lesedauer: 3 Min.

Eine Wärmewende hin zur Nutzung erneuerbarer Energien sei »nachhaltig, sozial und partizipativ« nicht ohne Beteiligung der Bürger*innen möglich, so lautet die These von Jana Bosse, Eric Häublein und Lisa Kadel. Wie so eine Beteiligung gelingen kann, dazu haben sie für den Berliner Verein Bürgerbegehren Klimaschutz in diesem Monat einen Leitfaden für Städte und Kommunen veröffentlicht. Bosse und Häublein stellten ihn am Mittwoch in einer Online-Veranstaltung vor.

»Beteiligung fördert die Legitimation von Entscheidungen und den Rückhalt in der Bevölkerung«, erklärt Häublein. Das spiele zum Beispiel bei Flächen eine Rolle, die in Städten wie in Berlin umkämpft seien und zunehmend für Solar- oder Geothermie gebraucht würden. Die Wärme der Zukunft müsse durch Strom, Umwelt- und Abwärme produziert werden, da fossile Energieträger nicht klimaneutral seien, Wasserstoff zu ineffizient sei und die Produktion von Biogas noch 43 Mal mehr Fläche benötige als Solarbetrieb.

Bürger*innenbeteiligung sei anders als ein Bürgerbegehren von oben durch die Politik organisiert. Die einfachsten Formen, so Häublein, seien Informationen und Umfragen. Mitgestaltung werde durch Bürger*innenräte ermöglicht, wie Berlin einen im vergangenen Jahr zur Erarbeitung von Maßnahmen zur Klimaneutralität eingesetzt hatte. Mitbestimmung könne wiederum durch Bürger*innenentscheide organisiert werden.

Eine große Rolle bei der Umsetzung kommunaler Wärmeplanung auf Quartiersebene spielen Energiegenossenschaften von Bürger*innen, die in der Regel eine dezentrale, konzernunabhängige und ökologische Energiegewinnung verfolgen. »Die Initiierung solcher Projekte und die Gründung entsprechender Energiegenossenschaften sind ausdrücklich zu begrüßen«, erklärt Constanze Siedenburg, Referentin der Senatsumweltverwaltung, auf Anfrage von »nd«. Ein gutes Beispiel sei das kürzlich mit dem Berliner Klimaschutzpartnerpreis ausgezeichnete Projekt »Nahwärmeversorgung Eichkamp« in Charlottenburg-Wilmersdorf.

Als »entscheidenden Baustein für die kommunale Wärmeversorgung vor Ort« nennt Bosse Wärmenetze, also die Nutzung natürlicher Wärmequellen wie Abwasser oder Abwärme. Warum, erklärt Steffen Petruch, der aus Ludwigsburg zugeschaltet ist und bei der dortigen Energieagentur als Projektmanager für kommunalen Klimaschutz tätig ist: Wärmepumpen – eine andere Möglichkeit klimaneutraler Wärmeversorgung – sind sehr groß, auch in vielen dicht besiedelten Berliner Wohngebieten gäbe es dafür kaum Platz.

Die Erschließung von Wärmenetzen gehe am besten über kommunale Stadtwerke, »damit ihr das selbst steuern und das Tempo vorantreiben könnt«, so sein Appell an andere Städte. Berlin plant zurzeit die Rekommunalisierung seines Wärmenetzes. Schon vergangenes Jahr hatte der Konzern Vattenfall angekündigt, seine Anteile am Energieversorger Gasag zu verkaufen, und Anfang 2023 bekundete der vorherige Senat sein Interesse am Erwerb. Wie gut die Chancen des Landes stehen und wie hoch der Kaufpreis ausfallen könnte, ist bislang nicht bekannt.

Anfangs seien die Investitionen in die Dekarbonisierung hoch: Eine Solarthermieanlage könne gut eine Million Euro kosten, sagt Petruch. Langfristig sei das aber definitiv wirtschaftlich, weil so eine Anlage 20 Jahre lang zu geringen Kosten Wärme produziere. Jenseits aller technischen Möglichkeiten sei ein klimaneutrales Wärmenetz aber nur möglich, wenn der Energiebedarf sinke, betont Bosse.

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