Evangelischer Kirchentag: Frieden schaffen mit vielen Waffen

Auf dem Evangelichen Kirchentag wurde deutlich, dass der Pazifismus ausgedient hat

Du sollst nicht töten. Punkt. So lautet immer noch eins der zehn Gebote, die Richtschnur christlichen Handelns sein sollen. Dennoch waren Kirchenobere und Christen in den Kriegen des 20. Jahrhunderts und auf Kreuzzügen gern dabei. Doch nach 1945 war die Unterstützung der Truppe erst einmal verpönt, wiewohl es schon bald wieder Militärgeistliche gab, zumindest im Westen. Nur in der DDR gab sich die Evangelische Kirche konsequent pazifistisch.

Doch der Pazifismus hat nach der »Zeitenwende« endgültig ausgedient, das wurde auf dem Kirchentag in Nürnberg deutlich. Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann scheint gesehen zu haben, dass ihre klare Haltung gegen Waffenlieferungen an die Ukraine dort nur eine Feigenblattfunktion gehabt hätte und blieb dem Treffen fern. Dafür bekam der Generalinspekteur der Bundeswehr Applaus für seine Forderung nach mehr Kriegsgerät für die Ukraine, und Bundespräsident Steinmeier postulierte, jetzt sei »auch Zeit für Waffen«. Dass die schon Zehntausende Menschen getötet haben und für das Auf-Dauer-Stellen des Krieges mitverantwortlich sind, blendete die Mehrheit in Nürnberg gekonnt aus.

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