Berliner Wasserbetriebe: Knietief im Wasserdispo

Der verhältnismäßig regenreiche Sommer sorgt für eine Erholung der Wasserversorgung

Glücklich über das saubere Trinkwasser: Wasserwerke-Vorstandschef Christoph Donner und Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU)
Glücklich über das saubere Trinkwasser: Wasserwerke-Vorstandschef Christoph Donner und Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU)

»Gerade gibt es ein bisschen Erholung für die Wasserversorgung, aber grünes Licht geben kann ich nicht«, sagt Christoph Donner, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe. Man könne sich das vorstellen wie einen »Dispo-Kredit«. In den letzten, sehr trockenen Jahren habe man tief in den Dispo gehen müssen, um die Wasserversorgung zu gewährleisten. Nun komme man durch den verhältnismäßig vielen Regen in diesem Jahr langsam wieder heraus und könne das Konto wieder auffüllen. »Im Moment ist genügend Wasser da. Aber wir müssen uns auf die Zukunft einstellen.«

Im Wasserwerk Beelitzhof am Wannsee gewinnen die Wasserbetriebe Trinkwasser durch 87 Tiefbrunnen, die das Grundwasser anzapfen. »Die größte Reinigungsleistung übernimmt die Natur«, sagt Werkleiter Ralf Binz und schraubt eine große runde Luke am Boden auf: der von außen sichtbare Teil eines solchen Brunnens. Von dort führt ein dichtes Rohr etwa 20 Meter tief in den Boden, um sicherzustellen, dass das Grundwasser schon einmal mindestens diese Strecke Feinsand durchlaufen haben muss, bevor es aus der darunterliegenden Filterstrecke entnommen wird. Knapp 100 Meter tief sei der Brunnen hier am Wasserwerk, sagt Binz. In ganz Berlin gibt es 650 dieser Brunnen.

»Wenn der Brunnen tief und das Rohr dicht geschlossen ist, dann muss das Wasser nicht mehr desinfiziert werden«, sagt Binz. Denn durch die Filterung des Bodens, dessen feine sandige Beschaffenheit in Berlin besonders gut dafür geeignet sei, würden schon die meisten Schadstoffe und Dreck aus dem Wasser entnommen, bevor es überhaupt im Wasserwerk lande. Dort wird es noch belüftet, damit der Luftsauerstoff die noch enthaltenen Mineralien zur Flockung bringt. In einem dritten Schritt können diese dann durch eine erneute Reise durch Sand auch noch herausgefiltert werden.

Diese »naturnahe« Aufbereitung von Grundwasser zu Trinkwasser hält Binz für eine ausgesprochen sinnvolle Art der Wasserversorgung in der Hauptstadt. Um diese auch bei zunehmender Trockenheit weiter zu gewährleisten, ist es wichtig, dass genügend Regenwasser im Grundwasser ankommt. Doch gerade bei Starkregenereignissen lande zu wenig davon tatsächlich im Berliner Boden.

»Wir müssen noch viel mehr entsiegeln«, sagt Christoph Donner. Er spricht von einem Paradigmenwechsel, der nötig sei, schließlich sei die bessere Nutzung und Speicherung des Regenwassers eine der größten Herausforderungen der künftigen Wasserversorgung. »Wir müssen uns auch überlegen, wie wir das in die Bauordnung einbinden können.« Denn auch bei aktuellen Bauvorhaben würden noch zu viele Flächen in der Stadt versiegelt werden, die dann das Regenwasser nicht aufnehmen können.

Die Umstellung von einer Ableitung des Regenwassers hin zu dessen Nutzung ist auch ein Teil der Resilienzstrategie der Wasserbetriebe, wie Donner sagt. Zu dieser gehört außerdem, eine gründlichere Reinigung des Wassers schon in den Klärwerken zu gewährleisten, um Spurenstoffe wie Medikamentenrückstände vor der Einführung des geklärten Wassers in die Stadtgewässer zu entfernen. Weiterhin sollen stillgelegte Wasserwerke reaktiviert und mehr Tiefbrunnen gebaut werden. All dies sei auch Teil des Masterplans Wasser, den die Wasserbetriebe und die Senatsumweltverwaltung gemeinsam im vergangenen Jahr erarbeitet haben. Darin geht es nicht nur um die Gewinnung von Wasser, sondern auch um den Wasserverbrauch der wachsenden Stadt.

Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU), die zu Besuch im Wasserwerk Beelitzhof ist, sagt: »Nach den vergangenen sehr trockenen Jahren haben wir Maßnahmen für einen sorgsamen Umgang mit Trinkwasser auf den Weg gebracht.« Dafür müsse sich das Verbrauchsverhalten in Berlin nachhaltig verändern, und das brauche Zeit und eine gute Kommunikation. Schreiner lobt die entsprechende Kampagne der Wasserbetriebe. Und überhaupt: »Es war sehr schön hier. Man kann das ganze Wissen aufsaugen wie ein Schwamm«, sagt die Senatorin im Anschluss an die Führung durch das Wasserwerk Beelitzhof.

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