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Eva Amaral gegen die Tabuisierung der weiblichen Brust
Die spanische Sängerin Eva Amaral hat genug von Kleidervorschriften
Auf einen Blick in die sozialen Netzwerke werde sie am nächsten Tag verzichten, sagte Eva Amaral beim Auftritt ihres Duos Amaral auf dem Sonorama Ribera, dem jährlich stattfindenden Indie-Musikfestival in der spanischen Region Kastilien und Léon. Wohl wusste die 51-jährige Sängerin schon sehr genau, dass ihre Perfomance dort heiß diskutiert werden würde. Denn Amaral, die mit dem Konzert das 25-jährige Bestehen ihrer Band feierte, hatte den Anlass genutzt, um ein medienwirksames politisches Statement zu setzen. Das Lied »Revolución«, einen Klassiker der Band, performte sie barbusig – eine Provokation, besonders derzeit in Spanien.
Immer wieder waren in den letzten Jahren spanische Künstlerinnen in Konflikt mit Polizei, Justiz und Gesellschaft geraten, weil sie mit freiem Oberkörper aufgetreten waren. So zum Beispiel die Sängerin und Schauspielerin Rocío Saiz, die erst im Juni von einem Polizisten dazu gezwungen worden war, sich während ihres Konzerts auf der »Murcia Pride« wieder zu bedecken – und das, obwohl sie schon seit zehn Jahren immer wieder ihre Brüste bei Auftritten gezeigt hatte. Oder die Musikerin Rigoberta Bandini, die mit einem Song über das Tabu nackter weiblicher Brüste für Aufsehen gesorgt hatte und komischerweise dafür kritisiert worden war, dass in dem dazugehörigen Musikvideo keine echten Brüste zu sehen waren. Ihnen und anderen widmete Eva Amaral nun ihre Aktion – und wurde vom Festival-Publikum dafür gefeiert. Dass sie und ihr Bandkollege, der Gitarrist Juan Aguirre, in der Sache nun eindeutig Stellung bezogen haben, dürfte die Diskussion in Spanien nachhaltig prägen: Amaral gehören zu den bekanntesten Musikgruppen des Landes, verkauften ihre elf Alben weltweit über vier Millionen Mal.
So verwundert auch nicht das Lob aus der politischen Führungsriege: Für Yolanda Diaz, die zweite Vizepräsidentin der linken Koalitionsregierung, ist Eva Amaral »seit 20 Jahren eine Bezugsperson für Frauen aus diesem Land«, was sich auf dem Sonorama Ribera wieder einmal gezeigt habe.
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