Nahost-Krieg: Hass für Jahrzehnte

Wolfgang Hübner über die jüngste Eskalation des Krieges in Nahost

Der Angriff auf ein Krankenhaus im Gazastreifen mit vermutlich Hunderten Toten und Verletzten ist die jüngste Horrormeldung in diesen Tagen, in denen es an furchtbaren Nachrichten wahrlich nicht mangelt. Und es wird leider nicht die letzte sein. Denn wer auch immer den Vorfall verschuldet hat, der das Zeug zum Kriegsverbrechen hat: Er dokumentiert, dass in solchen Kriegen kaum etwas weniger zählt als Menschenleben.

Weit mehr als 1500 Menschen haben die Hamas-Terroristen bei ihren Massakern am 7. Oktober ermordet. Bereits etwa 3500 Menschen fielen bisher den Gegenschlägen und Racheaktionen der israelischen Armee im Gazastreifen zum Opfer, während die Hamas weiter aus allen Rohren auf Israel feuert – ohne Rücksicht auf die eigenen Leute. In welchen Dimensionen zählen wir die Toten in ein oder zwei Wochen?

Man mag das Wort Verhältnismäßigkeit angesichts des Grauens nicht benutzen. Und dennoch gibt es einen beängstigenden Gewöhnungseffekt. Wo das Morden zur täglichen Nachricht wird, stumpfen die Sinne schnell ab; erst recht, wenn der eine Krieg den anderen aus den Schlagzeilen verdrängt. Immerhin will Israel nun Hilfslieferungen für die Palästinenser aus Ägypten zulassen – ein kleiner Hoffnungsschimmer in einer chaotischen Finsternis.

Dieser Krieg im Nahen Osten sät für mindestens eine weitere Generation von Israelis und Palästinensern Leid und Hass. Beide Völker und Gesellschaften – und nicht nur sie – werden daran sehr lange zu tragen haben. Die Bestätigung der alten Erkenntnis, dass Gewalt keine Probleme löst und schon gar nicht zu Frieden führt, müssen Tausende Menschen mit ihrem Leben bezahlen, und die wenigsten von ihnen waren Soldaten oder Terroristen. Bleiben zwei Fragen: Wo ist der massenhafte Aufschrei, wo die große Demonstration gegen das Morden im Nahen Osten? Und: Redet derzeit eigentlich noch jemand vom Töten in der Ukraine?

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