Wanja Grigorowa: Linke Hoffnungsträgerin

Wanja Grigorowa will Oberbürgermeisterin der bulgarischen Hauptstadt Sofia werden

Bulgarien: Wanja Grigorowa: Linke Hoffnungsträgerin

»Sofia für alle« lautet das Wahlkampfmotto der 40-jährigen Ökonomin. Wanja Grigorowa ist die Spitzenkandidatin des Bündnisses BSP für Bulgarien um die Sozialistische Partei und die neue Vereinigung Levizata! (Die Linke!) im Rennen um den Stadtrat und das Oberbürgermeisteramt der Hauptstadt. Nach Umfragen hat sie bei der Wahl am Sonntag in einer Woche Chancen, in ein Stechen um das Amt des Stadtoberhaupts einzuziehen. Ihr Kontrahent wäre voraussichtlich der Geschäftsmann Wassil Terziew, der von einer liberal-konservativen Koalition unterstützt wird.

Grigorowa liegt demnach knapp vor Anton Hekimjan von der rechtskonservativen GERB. Der Journalist ist ein Schützling des langjährigen Regierungschefs Bojko Borissow, eines Paten der korrupten politischen Klasse des Balkanlandes. Die Medien hatten eigentlich einen Zweikampf zwischen Hekimjan und Favorit Terziew um die Nachfolge von Jordanka Fandakowa herbeigeschrieben. Die GERB-Politikerin regiert Sofia seit Ende 2009 und tritt nicht wieder an. Bereits 33 Jahre lang beherrschen rechte Kräfte die Administration der Metropole.

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Diese Dominanz könnte Wanja Grigorowa nun ankratzen. Es wäre ein Ausrufezeichen für Bulgariens fragmentierte Linke und die Sozialisten, die einen langen Niedergang erlebt haben. Seit 2015 arbeitet Grigorowa als Wirtschaftsexpertin des Gewerkschaftsbunds Podkrepa. Hier setzt sie sich besonders für höhere Löhne und ein gerechtes Steuersystem im ärmsten Land der EU ein. Grigorowa hat etliche Studien zu sozioökonomischen Problemen und zur gesellschaftlichen Krise veröffentlicht. Bei den Massenprotesten vor zwei Jahren gegen die in einem Sumpf aus Skandalen watende Regierung spielte die kämpferische linke Gewerkschafterin eine aktive Rolle.

Aus Sofia will Grigorowa eine »demokratische Stadt« machen, wo nicht das große Geld, sondern die Bürger die Spielregeln bestimmen. Sie verspricht einen Stopp der Privatisierung kommunalen Eigentums und will der von korrupten Praktiken durchsetzten Auslagerung öffentlicher Aufgaben an Private einen Riegel vorschieben.

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