Pharmaindustrie – Ewig locken Elixiere

Ulrike Henning über die Tücken von Pharma-Bestsellern

Es war nur eine Frage der Zeit, wann in Zusammenhang mit dem neuen Diabetespräparat Ozempic der Firma NovoNordisk die ersten unerwünschten Zwischenfälle auftreten würden. Jetzt ist es passiert: In Österreich landeten einige Betroffene mit Krämpfen und Unterzuckerung auf der Intensivstation. Ohne diese Versorgung wären sie möglicherweise schon nicht mehr unter den Lebenden.

Nun darf nicht unerwähnt bleiben, dass diese Personen gefälschtes Ozempic erhielten. Dass so etwas auf den Markt kommt, hat mit dem Hype um die Abnehmspritze zu tun. Einerseits hilft der enthaltene Wirkstoff Semaglutid bei Diabetes, andererseits erleichtert er das Abnehmen – und welcher Markt wäre lukrativer?

Niemand sollte sich auf der sicheren Seite wähnen, wenn er oder sie nicht bei Schönheitschirurgen ein- und ausgeht oder nicht im Internet bei Anbietern kauft, die auch Druidenpflanzen und Lichtpilze vertreiben. Solche Spezialisten waren in Österreich mit im Spiel. Sie reagierten aber auf ein Phänomen, dass durchaus einen Großteil von Menschen betrifft. Diese hegen die Erwartung, dass jedes noch so unangenehme Symptom, jede Ernährungssünde einfach durch die Wahl der richtigen Pille kompensiert werden könnte. Fragen Sie mal Diabetologen zum Thema.

Möglichst billig muss es auch sein: Die Abnehmspritze kostet im Original 42 Euro, die Diabetesversion ganze 18 Euro. Schon ist letztere Variante für Diabetiker schwer erhältlich geworden; das ist noch der tragischere Teil der Veranstaltung. Im Gefolge von Prominententipps wächst die Nachfrage nach der Lifestyleversion des Medikaments.

Der pharmazeutische Fortschritt ist immer wieder wunderbar. Aber die eine oder andere Leimrute ist garantiert schon vor der Zulassung ausgelegt.

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