- Kommentare
- Geflüchtete
»Asyllager in Nordafrika«: Populismus muss beendet werden
Matthias Monroy zum immer wiederkehrenden Asyllager-Vorschlag
Vor 19 Jahren schlug der damalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) deutsche »Aufnahmelager« für Asylsuchende in Nordafrika vor. Die Politiker, die seitdem mit dieser Idee hausieren, sind nicht mehr zählbar. 2018 hat die EU das Thema aufgewärmt, Rat und Kommission wollten »Asylentscheidungszentren« unter Kontrolle von Frontex in Nordafrika. Nun wünschen sich auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und der FDP-Fraktionschef Christian Dürr, Asylverfahren in »Drittländern« oder »Partnerländern« durchzuführen.
Davon abgesehen, dass es peinlich ist, wenn die »Süddeutsche Zeitung« meint, der Vorschlag sei etwas »für die deutsche Debatte fast Revolutionäres«: Realistisch ist daran nichts. Denn die EU-Nachbarn müssten zustimmen, dass etwa die Bundespolizei auf ihrem Staatsgebiet hoheitliche Tätigkeiten durchführt. Innenpolitisch würde das jede Regierung in Nordafrika den Kopf kosten – egal wie viel Geld und Privilegien die EU dafür verspricht.
Das weiß auch Innenministerin Nancy Faeser, die in Marokko das Gepolter von Wüst und Dürr herunterspielen musste. Faeser wollte Rabat überreden, mehr deutsche Abschiebeflieger landen zu lassen, und biss schon dabei auf Granit. Das belegt die Realitätsferne von Wüst und Dürr. Denn solche »Migrationsabkommen« sind drei Nummern kleiner als »Aufnahmelager« für Asylsuchende aus Deutschland.
Teller und Rand ist der nd.Podcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
»Irreguläre Migration muss beendet werden«, hat Wüst vor dem nahenden Bund-Länder-Gipfel zur Asylpolitik noch gesagt. Auch dies ein absurd unmöglicher Wunsch, solange ein Asylantrag nicht bei »regulärer Migration« gestellt werden darf. Deshalb eine – wohl ebenso unmögliche – Bitte: Der seit Schily immer wieder aufgewärmte Asyllager-Populismus muss beendet werden.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.