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FDP-Politikerin Ria Schröder: Aufsteigerin
Die junge Liberale erzählt dem »Spiegel«, sie habe von Bafög und Minijob gut leben können. Andere Studierende sollten doch auch mehr arbeiten
Volljuristin mit Abschluss einer bekannten Hamburger Privatuni in der Tasche, 2018 bis 2020 Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen und seit 2021 bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag: Das ist Ria Schröder. In einem Interview mit dem »Spiegel« hat sie den bundesdeutschen Studierenden jetzt mitgeteilt, sie sollten sich angesichts der geringen Sätze für das Bafög, also die staatliche Studienbeihilfe, mal nicht so haben. Klar sei der Zugang zur Hochschulausbildung immer noch ziemlich stark von den Ressourcen des Elternhauses abhängig. Aber, so die 31-Jährige: »Ich frage mich oft: Warum gehen manche Leute nicht neben dem Studium arbeiten?« Sie selbst sei mit Bafög-Höchstsatz, Minijob und 200 Euro von den Eltern monatlich auch gut zurechtgekommen. Den Höchstsatz erhalten Kinder von Menschen mit geringem Einkommen.
Es folgen noch ein paar Hinweise auf »Eigenverantwortung« und darauf, dass das Bafög teilweise (nur die Hälfte muss zurückgezahlt werden) eine vom Steuerzahler finanzierte Sozialleistung sei. Und dass sie eh für ein elternunabhängiges Bafög für alle sei, das dann aber zu 100 Prozent rückzahlbar sein soll. Wegen der großartigen Karrierechancen nach dem Studium. Allerdings schaut die Fachfrau offenbar nicht so gern auf die Fakten. Zwar hat sie mitbekommen, dass die Mieten gerade an Hochschulstandorten explodiert sind und die Lebenshaltungskosten viel stärker gestiegen sind als die Bafög-Sätze. Aber dass ohnehin fast zwei Drittel der Studierenden erwerbstätig sind; dass nur elf Prozent überhaupt Bafög bekommen, von diesen wiederum nur wenige den Höchstsatz; dass unter den Bafög-Beziehern die allermeisten nebenbei arbeiten, weil es gar nicht anders geht: Davon scheint Schröder nichts zu wissen. Stattdessen hat sie ausgiebig liberale Glaubenssätze inhaliert, nach denen jede und jeder bei entsprechender Anstrengung wie sie den Aufstieg schaffen kann.
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