Regionalbahnsteig am Bahnhof Blankenfelde fertiggestellt

Der Wiederaufbau der Dresdner Bahn dauert noch, kommt aber spürbar voran.

Die Sonne blendet von Südost und vor dem Feuerball am Himmel steigt vom nahen Flughafen BER in Schönefeld eine Passagiermaschine mit dröhnenden Turbinen steil nach oben. Doch die Einwohner von Blankenfelde-Mahlow, der am stärksten vom Fluglärm betroffenen Gemeinde, haben gegenwärtig auch noch anderes auszuhalten. Denn die Deutsche Bahn (DB) baut an der Verbindung von Berlin nach Dresden. Die Anwohner leiden unter dem umgeleiteten Autoverkehr, müssen den Krach aushalten und den Staub schlucken, der mit dem Projekt verbunden ist.

Aber nur noch anderthalb Jahre, wie Bürgermeister Michael Schwuchow (SPD) am Montagmorgen versichert. »Das Licht am Ende des Tunnels wird immer heller. Darüber freue ich mich«, sagt er. »Es ist nun einmal eine Großbaumaßnahme, da läuft nicht immer alles rund.« Doch Schwuchow spürt das Bemühen der Verantwortlichen, die Belastungen so gering wie möglich zu halten.

Ein Etappenziel ist jetzt erreicht. Der neue Regionalbahnsteig ist fertig. Züge halten dort bereits seit Freitag. Sieben Monate hat die Fertigstellung gedauert und gelang damit sogar etwas früher als geplant, betont der DB-Konzernbevollmächtigte Alexander Kaczmarek stolz am Montag bei einem Termin am südlichen Ende des neuen Bahnsteigs, wo an einem kleinen Sanitärtrakt noch gewerkelt wird. Auch sonst sieht der Bahnsteig noch nicht ganz fertig aus. Aber benutzt wird er schon. Ein Regionalexpress nach Elsterwerda und eine Regionalbahn zum Flughafen BER fahren ein, während Kaczmarek und Bürgermeister Schwuchow ihre kurzen Ansprachen halten.

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Fahrgäste steigen ein und aus. Drüben auf der anderen Seite des Gleises fährt langsam ein kleiner Kran entlang, der zwei große Metallteile am Haken hat. Nur einen Steinwurf entfernt dreht sich ein großer Baukran. Es entsteht noch ein zweiter Bahnsteig für die Berliner S-Bahn, an deren Netz Mahlow seit 1939 und Blankenfelde seit 1950 angeschlossen war, bevor die Verbindung nach Lichtenrade in Westberlin mit dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 für Jahrzehnte unterbrochen wurde. Bis zum 14. September jenes Jahres verkehrten noch Pendelzüge zwischen Mahlow und Rangsdorf, bis der Verkehr eingestellt wurde, weil es an dem nun isolierten Streckenabschnitt keine Möglichkeit für die Wartung der S-Bahn gab.

Den ersten Bahnhof von Blankenfelde zu bauen, sei 1950 auch nicht so einfach gewesen, erzählt Kaczmarek. Die Gemeinde habe dafür 36 000 Mark an die Reichsbahn bezahlt und Bürger halfen beim Ausschachten. Um an das Baumaterial zu kommen, habe anderswo ein Bahnsteig abgebaut werden müssen und trotzdem hätten die Steine für die Bahnsteigkanten erst nicht ausgereicht.

Jetzt investiert die DB in Blankenfelde 100 Millionen Euro. Allein zwölf Millionen Euro kostet der neue Bahnsteig, der mit einer Länge von 170 Metern ein kombinierter Regional- und S-Bahnsteig werden soll. Bis eine Unterführung an der Karl-Marx-Straße voraussichtlich im Jahr 2025 fertiggestellt ist, wird noch der alte S-Bahnsteig genutzt. Mit der Unterführung wird der Bahnübergang beseitigt.

In den Wiederaufbau der Dresdner Bahn von Berlin-Südkreuz nach Blankenfelde und den Ausbau der Strecke Berlin-Dresden samt der sogenannten Mahlower Kurve stecken die DB sowie der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg zusammen rund drei Milliarden Euro. Im Dezember 2029 soll alles vollbracht sein.

Ein Intercity-Express (ICE) wird auch dann nicht in Blankenfelde halten. Er fährt hier ohne Stopp durch. Doch mit den Regionalzügen sei für die Einwohner ein »kurzer Sprung nach Berlin« möglich, würdigt der DB-Konzernbevollmächtigte Kaczmarek. »Von schnelleren Verbindungen nach Berlin, zum BER und nach Dresden werden auch die Fahrgäste aus Brandenburg profitieren«, erwartet Hartwig Rolf, Abteilungsleiter im Potsdamer Infrastrukturministerium.

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