Der Glaube an die »grüne Marktwirtschaft«

Warum Ökologie das Gegenteil von Kapitalismus ist

Hier fehlt ja einfach nur ein bisschen Grün: So stellen sich viele das Verhältnis von Kapitalismus und Ökologie vor.
Hier fehlt ja einfach nur ein bisschen Grün: So stellen sich viele das Verhältnis von Kapitalismus und Ökologie vor.

Es gibt tatsächlich Menschen, die noch immer an die Heilsversprechen einer »grünen Marktwirtschaft« glauben wollen. Manche davon sitzen sogar auf der Regierungsbank, wenn auch gerade mit wenig Durchsetzungsvermögen. Sie halten den Kapitalismus für eine Wirtschaftsweise, die sowohl auf die Ökologie achten als auch Wohlstand für die Menschen bringen kann. Manche glauben sogar an »grünes Wachstum«. Aber halt, was ist eigentlich »die Ökologie«?

Die Wirtschaft mit der Ökologie zu vereinen ist zumindest begriffsgeschichtlich gar nicht so widersprüchlich, denn Ökologie bedeutet Haushaltslehre. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschrieb der Zoologe Ernst Haeckel den Gegenstand der von ihm geprägten neuen Disziplin der Ökologie als »die Oeconomie der Natur, die Wechselbeziehungen aller Organismen, welche an einem und demselben Orte miteinander leben«. Die Ökologie betrachtet nicht nur die Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen, sondern alle ihre Existenzbedingungen. Dass Menschen begannen, diese komplexe Vernetzung des Lebendigen und Nicht-Lebendigen als einen »Haushalt« zu betrachten, sagt allerdings mehr über die Denkweise der Menschen aus als über die wirklichen Vorgänge in der Natur. Dennoch war die Ökologie zunächst eher eine beschreibende Wissenschaft, wobei ihr Begründer Haeckel selbst gedanklich auf sozialdarwinistische und rassistische Abwege geriet.

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Heute gebrauchen wir den Begriff Ökologie im normativen Sinne für einen Zustand der Ausgewogenheit eines natürlichen Systems. In diesem System fließen idealerweise die Stoffe im Kreis und das, was verbraucht wurde, kann sich auf natürliche Weise regenerieren, sodass eben das Ökosystem in seiner Gesamtheit wie auch in seiner Vielfalt erhalten bleibt – beziehungsweise die Gesamtheit der Ökosysteme auf der Erde. (Ganz richtig ist dieses Bild übrigens nicht, denn dem Planeten Erde wird ständig von außen Energie von der Sonne zugeführt.)

Verstehen wir die Ökologie nun als eine Art Kreislaufwirtschaft, dann widerspricht sie den Prinzipien des Kapitalismus. Denn dieser lebt davon, dass er sich Dinge einverleibt, seien es menschliche Arbeitskraft, Grund und Boden oder natürliche Rohstoffe. Der Kapitalismus lebt außerdem davon, dass er die Dinge wieder ausspeit, die er nicht mehr braucht, seien es Abgase oder Plastikmüll. Um die kostenlose Inanspruchnahme von Natur für die Wertschöpfung zu unterbinden, kamen einige Staaten auf die Idee, dass dafür gezahlt werden müsse – zum Beispiel für Verschmutzungsrechte. Und da die Kapitalist*innen findig sind, gibt es nun jede Menge Schrott-Zertifkate für »CO2-Neutralität« auf dem Markt.

Fest steht: Ökologie und Kapitalismus vereinbaren zu wollen, bleibt ein Ding der Unmöglichkeit – es sind schlicht widersprüchliche Vorstellungen des Wirtschaftens. Kein Wunder also, dass diejenigen, die an dieser Vorstellung festhalten, nicht mehr haben als einen Glauben daran. 
Jutta Blume

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