Strukturelle Probleme bleiben

Jana Frielinghaus zum Rücktritt der EKD-Ratsvorsitzenden

Annette Kurschus, die am Montag zurückgetretene Ratsvorsitzdende der Evangelischen Kirche in Deutschland, versichert, sie habe von den Vorwürfen mutmaßlicher sexueller Übergriffe durch einen ihr bekannten Kirchenmitarbeiter in den 1990er Jahren erst dieses Jahr erfahren. Auch wenn das stimmt, ist ihre Amtsniederlegung richtig und konsequent.

Das Problem bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in evangelischen Einrichtungen ist jedoch nicht die mögliche Verfehlung einer Amtsträgerin. Wie in der katholischen Kirche krankt sie vor allem daran, dass sie innerhalb der Organisation stattfindet, die Täter jahrzehntelang schützte. Im »Beteiligungsforum« der EKD sitzen neben Betroffenen hohe Kirchenrepräsentantinnen, einheitliche Entschädigungsregelungen gibt es nicht.

Und dass die kirchliche Sprecherin des Gremiums erst vor einer Woche mitteilte, es würden bald regionale Kommissionen eingerichtet, die die Aufarbeitung »systematisieren, regionalisieren und intensivieren« würden, verblüfft angesichts der vielen Jahre, die der Prozess schon dauert. Nötig wären auch hier unabhängige, von Bund und Ländern finanzierte Gremien.

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