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Rechte Prepper: Warten auf den Untergang
Alles, was rechts ist (Teil 7): Rechte Prepper
- Rechte Prepper sind auch bekannt als: Wehrsporthamster
- Motto: WTSHTF (das ist Großbuchstabisch für »when the shit hits the fan« – zu Deutsch auch: »wenn die Kacke den Bewunderer trifft«)
- Weltbild & Ziele: Rechte Prepper bereiten sich akribisch auf den Tag X vor – den Tag, an dem »das System«, »die Gesellschaft«, »die Zivilisation« und noch einige andere eindeutig definierbare und klar umrissene Gebilde in sich zusammenbrechen sollen. Das »X« steht also offenbar für so etwas wie ein Treffer beim Schiffe versenken.
Aber im Gegensatz zu »normalen« Preppern geht es rechten Preppern nicht nur darum, sich auf die gesteigerte Survival-Challenge der Apokalypse vorzubereiten. Sie sehen den Tag X vor allem als Beginn eines »Krieges der Völker« und als Gelegenheit, den Aufbau einer neuen, postapokalyptischen Ordnung auf »völkischer und natürlicher« Grundlage voranzutreiben. Meint: sehr weiße und sehr männliche Krieger herrschen über alle anderen, es gibt nur noch Fleisch zu essen und Benzin zu trinken, und wer nicht mitmacht, wird erschossen.
Die Rechten werden immer mehr, auch wenn manche beharrlich behaupten, sie seien gar nicht rechts, oder angestrengt versuchen, sich als etwas anderes auszugeben. Um einen Überblick zu behalten, wer und was sich mittlerweile alles in der rechten Ecke tummelt, analysiert der Satiriker Maik Martschinkowsky in unserer Serie »Alles, was rechts ist« die wichtigsten Strömungen. Weitere Texte lesen.
- Erscheinungsbild: Im Idealfall sieht man einen rechten Prepper gar nicht, weil er gut getarnt im Gebüsch sitzt und auf den Weltuntergang wartet. Im schlechtesten Fall bekommt man ihn zu Gesicht, weil er irgendwie versucht, den Weltuntergang voranzutreiben oder sich im Tag X geirrt hat. Im unerfreulichen, aber immerhin harmlosen Fall kann man ihm im Baumarkt oder Outdoorladen über den Weg laufen, wo er dann oft durch Tarnklamotten auffällt.
- Auftreten & Charakter: Rechte Prepper sind ständig bereit, was sie nicht nur zu sehr anstrengenden, sondern auch zu notorisch nervösen Zeitkameraden macht, in deren Händen man wirklich nichts sehen möchte, womit sich Schaden anrichten lässt.
- Sonstige Merkmale: Selbstverständlich haben rechte Prepper immer das Wichtigste »am Mann«. Dazu zählen in ihrem Fall auch Symbole oder Aufnäher, welche – mal mehr, mal weniger subtil – die politische Gesinnung ausdrücken, um bei der ganzen Tarnerei nicht versehentlich für einen politischen Gegner oder ein eingeschlepptes Gebüsch gehalten zu werden.
- Spezialfähigkeit: Rechte Prepper verfügen über eine gut ausgestattete Endzeit-Campingausrüstung. Diese beinhaltet in der Regel auch schwere Waffen, weshalb man sich eigentlich besser nicht über sie lustig machen sollte.
- Strategie: Auf den apokalyptischen Buffer-Ring starren, warten, dass ES endlich losgeht und währenddessen andere darauf aufmerksam machen, dass ES losgeht, sobald die Apokalypse erst mal fertig gebuffert hat. Zwischendurch dann erzürnt auf die Gesellschaft hauen und motzen, warum das so lange dauert.
- Wichtigste Medien: Die Survivalbücher des Kopp-Verlags (»Wie überlebe ich einen Meteoriteneinschlag?«, »Was mache ich bei einer Invasion sprunghaft mutierter Perserkatzen?«, »Warum die Gefahr einer Pandemie völlig unrealistisch ist und wie man eine damit verbundene Zwangsimpfung überlebt«) sowie die Beschriftung auf Konservendosen.
- Einfluss auf einer Skala von 1 (Minimum) bis 10 (Maximum): 4. Weil das wie ihr englisches Lieblingswort klingt.
- Marschieren gut mit: Reichsbürgern, Völkischen Siedler*innen, Truthern, Parteiopportunist*innen und den Kommando Spezialkräften. Im Prinzip auch mit anderen Apokalyptiker*innen, solange die bereit sind, sich unterzuordnen.
- Interne Konflikte mit: Sämtlichen Konservativen.
- Erzfeinde: Optimisten und der Katastrophenschutz.
- Mögliche Gegenstrategie: Das offensichtlich effektivste Mittel gegen rechte Prepper ist eine halbwegs stabile Zivilisation. Damit sie in Krisenzeiten aber nicht auf die dumme Idee kommen, ihre dummen Ideen umzusetzen, kann es helfen, ihnen zu suggerieren, nicht ausreichend für die Apokalypse vorbereitet zu sein. Etwa indem man sie kontinuierlich mit weiteren Survival-Informationen ablenkt (z. B. in entsprechenden Telegram-Gruppen »Informationen« einstreuen wie: »Experte auf Youtube rät: Lieber einen Bunker im Bunker bauen.« Oder auch »ACHTUNG INSIDERINFORMATION – KONSERVENDOSEN TEILWEISE MIT MIKROCHIPS KONTAMINIERT!«.)
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